Landescup, eine Doppelrunde in der Meisterschaft und das zum Ende der Saison: So etwas kostet viel Kraft. Noch einmal alle Ressourcen mobilisieren und Zähne zusammenbeißen heißt es in „Meister-Knüller der Woche" für die Teams, bei denen es noch dazu um sehr viel geht. Diesmal nimmt Karl Meister doch wieder den „Kampf um den Titel" und das „Duell um den Abstieg" in den Fokus, können schließlich zwei Mannschaften mit Siegen auch rein rechnerisch alles klar machen. Obwohl diese Ausdrücke beim derzeitigen Tabellenstand wohl schon etwas zu hoch gegriffen sind, wären beide Partien auch vor der laufenden OÖ-Liga-Saison auf dem Menüplan unseres Experten für seine Serie gestanden.
SK Vorwärts Steyr – FC Wels
Die zwei Regionalligaabsteiger im Duell, dazu neben Linz auch die beiden Großstädte mit Profi-Vergangenheit im österreichischen Fußball: Dass dieses Spiel ein absoluter Kracher wird, hat auch vor der aktuellen Spielzeit jeder geahnt. Ein direktes Schlagerspiel um den Titel wäre es wohl, wäre der FC Wels in der Hinrunde etwas besser aus den Startlöchern gekommen. Der Schock des Last-Minute Abstiegs saß bei den Spielern tief, außerdem war von finanziellen Turbulenzen die Rede. Jetzt ist es intern wieder ruhiger geworden, sind neue engagierte Kräfte am Werk, die bereits sehr gute Weichen für die Zukunft gelegt haben. Die erste Großtat war die Verpflichtung von Trainer Helmut Kröger, der vor allem Welser Blut im Herz trägt. Ein Mann mit Erfahrung und Bezug zum Verein kann in einer schwierigen Situation nur positiv für alle Beteiligten sein. Er übernahm seine Jungs auf Platz zehn. Nun hat sich die Mannschaft unter seiner Anleitung bereits auf den vierten Rang vorgearbeitet. Viele fragen sich bei Wels, was möglich gewesen wäre, hätte man Helmut Kröger bereits zu Beginn der Saison auf der Bank gehabt. Doch das bringt alles nichts. Ein kontinuierlicher Neuaufbau wird von Seiten des Vorstands gewünscht und da ist es auch kein Beinbruch, wenn man noch eine Saison in der OÖ-Liga dran hängt. In Steyr läuft dagegen seit Beginn der Saison alles nach Plan. Auch hier ist mit Adam Kensy der Trainer ein wichtiger Erfolgsfaktor. Er hat schon öfter bewiesen, dass er Teams gut führen kann und vorgegebene Ziele erreicht. Ein echter Vorteil, in der mit den Cupfights momentan sehr spielintensiven Zeit für die Kensy-Elf, ist die Rückkehr von Oliver Stadlbauer. Dieser hat seine Gelbsperre abgesessen und kommt frisch in den Kader zurück. Die Kröger-Elf spielt derzeit aber eine tolle Serie, hat sogar den Siegeszug der Ischler beenden können und ist nun selbst das Maß aller Dinge. Wels hat bereits im Herbst gegen Vorwärts gewonnen. Ich traue ihnen bei der derzeitigen Form und mit etwas Glück auch auswärts einen vollen Erfolg zu. Vorwärts braucht jedoch auch dringend den Sieg, damit beim schweren Restprogramm gegen die Salzkammergut-Clubs nicht der Zweitplatzierte aus Linz noch auf blöde Gedanken kommt. Man kann zwar diesmal den Sack noch nicht zumachen, eine Meisterfeier wird es trotzdem spätestens beim nächsten Heimspiel geben.
SV Flexopack Sierning – Union Dietach
Ein Derby ist immer ein Kracher. Das war nicht nur vor Saisonbeginn klar, sondern immer schon so. Dass es aber so dick kommt und wir beim Lokalschlager ein direktes Duell gegen den Abstieg sehen, hätte keiner gedacht. Zu souverän agierte die Luksch-Elf in den vorhergegangenen Spielzeiten. Sierning spielt nicht schlecht, hat aber im Gegensatz zum Cup in der Meisterschaft das Pech am Schussstiefel kleben. Der letzte Sieg der Hausherren datiert aus dem Duell in der Ferne beim Tabellenletzten. Das heißt im Klartext: Bei einer Niederlage würde man 13 Spieltage und somit einen gesamten Durchgang ohne Dreier sein. Eine sportliche Katastrophe, die sich in Sierning keiner vor dem Spiel am Sonntag vorstellen will. Bei Dietach hingegen gibt es bereits einige Auflösungserscheinungen. Man redet schon jetzt von Umbruch und dass alles kein Beinbruch ist. In Steyr ist man so clever und feiert den Titel nicht bevor er unter Dach und Fach ist. In Dietach scheint nach dem Unentschieden gegen Eferding sogar bereits das Licht der roten Laterne im Abstiegskampf ausgegangen zu sein. Doch eines vergisst die Schausberger-Elf hoffentlich nicht: Bei einem Sieg im direkten Duell mit Sierning ist in den letzten drei Runden noch alles möglich. Die haben nämlich eigene Gesetze und nicht selten kam es vor, dass ein Fast-Fixabsteiger, der plötzlich wieder zum Leben erweckt wurde, einen überragenden Endspurt hinlegen konnte. Das einzige Erfolgsmittel: Man muss an sich selbst glauben, wenn es auch andere nicht mehr tun. Leicht wird das Restprogramm von Sierning auf keinen Fall, hat man im Gegensatz zum Derbygegner auch noch die Zusatzbelastung eines Cupspiels in der nächsten Woche, das vielleicht sogar über 120 Minuten gehen könnte. Wahrscheinlich wird der Luksch-Elf im Schlagerspiel Denker und Lenker Safak Ileli fehlen, den es in der Partie gegen Freistadt böse erwischt hat. Ganz sicher nicht mit am Platz ist Florian König, der in der Nachspielzeit gegen Simon Hochstöger die Notbremse ziehen musste. Das Luksch-Team wird die Sache aber trotzdem meistern und mit einem Heimsieg auch rechnerisch alles klar machen. Dann kann man sich voll auf den Cup konzentrieren und die Saison vielleicht sogar mit einem Titel gegen den Lokalrivalen Nummer zwei abschließen. Ende gut, alles gut. Sierning nützt die Gunst der Stunde sowie die Tatsache, dass es heuer nur einen Absteiger gibt und wird nächste Saison wieder in alter Stärke voll durchstarten.