In der 51-jährigen Vereinsgeschichte der Union Gurten wird dem Jahr 2013 ein besonderes Kapitel gewidmet werden. Konnte der Klub im Sommer mit dem Meistertitel in der Landesliga West den bislang größten Erfolg feiern, setzten die Gurtener in der OÖ-Liga noch einen drauf und errangen in der höchsten Spielklasse Oberösterreichs den Herbstmeistertitel. "Dieses Jahr war ein Wahnsinn, hätte diese Erfolge niemand für möglich gehalten. Auch wenn wir uns über den Herbstmeistertitel riesig freuen, stoßen wir in der OÖ-Liga an unseren Grenzen, ist der Aufstieg in die Regionalliga kein Thema und aus heutiger Sicht auch gar nicht möglich", erklärt Sektionsleiter Franz Reisegger.
Dabei hatte der Aufsrteiger mit drei Niederlagen in Folge einen klassischen Fehlstart hingelegt. "Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns gedacht, dass die OÖ-Liga möglicherweise für uns zu stark ist", so Reisegger, der den Schlüssel zum Erfolg zu kennen glaubt. "Nachdem Torwart Christian Baumann-Rott in den ersten beiden Spielern schwere Fehler unterlaufen waren, und sich Julian Brunthaler in der dritten Runde gegen Grieskirchen, bei unserem bislang schwächsten Spiel, verletzt hatte, hat nach der Rückkehr von Goalie Florian Berger, der es nach einer Auszeit wieder wissen wollte und in die Bresche gesprungen ist, der Pfeil in die andere Richtung gezeigt." In den folgenden zwölf Spielen feierten die Gurtener nicht weniger als neun Siege und konnten im allerletzten Match den Herbstmeistertitel erringen. "Das Spiel in Micheldorf war ein Beleg dafür, dass in diesem Jahr alles gepasst hat. Nach der tollen Hinrunde wollten wir unbedingt als Erster in die Winterpause gehen, sind aber mit 1:4 scheinbar hoffnungslos in Rückstand geraten. Letztendlich konnten wir noch ein Unentschieden erreichen und nach dem Aufstieg den Herbstmeistertitel nachlegen. Einfach unglaublich", kann der Sektionsleiter die Erfolge in diesem Jahr noch nicht wirklich fassen.
Den Grundstein zum Meistertitel legte die Union Gurten in der heimischen Park21-Arena. Kapitän Daniel Reisinger und Co. konnten auf eigenem Platz fünf der bisherigen sieben Spiele gewinnen und führen nach Verlustpunkten die Heim-Tabelle an. "Obwohl wir im Gegensatz zu Landesliga-Zeiten keine echten Derbies haben, war das Zuschauerinteresse enorm und verzeichneten im Schnitt über 500 Besucher", weiß der Sektionsleiter. Während der Herbstmeister in den ersten drei Spielen acht Gegentore kassierte, schlug es nach der Rückkehr von Goalie Berger in den folgenden zwölf Spielen im Gurtener Kasten nur zehn Mal ein. "Routiniers wie Florian Hirsch oder Pepi Feichtinger waren am Anfang verunsichert, mit der Rückkehr von Berger haben die Verteidiger aber zur gewohnten Leistungsstärke gefunden und konnte die Defensive stabilsiert werden", meint Franz Reisegger. "Aber nicht nur die Abwehrspieler wussten zu überzeugen, die ganze Mannschaft hat im Herbst eine sensationelle Performance abgeliefert.
Einer Väter des Erfolges ist zweifellos Trainer Rainer Neuhofer. Der Erfolgscoach zerriss seine ersten Fußballschuhe beim SV Neumarkt/Pötting und war in der Folge als Spieler im Leistungszentrum Wels, LASK-Unter 21, Grieskirchen und Ried aktiv, ehe er 1994 wieder zu seinem Stammverein zurrückkehrte und als Spielertrainer mit nur 25 Jahren seine Trainerkarriere startete. Nachdem der heute 44-Jährige den SV Neumarkt in die Landesliga geführte hatte sowie einer interimistischen Tätigkeit in Grieskirchen, war Rainer Neuhofer fünf Jahre Lang bei Eintracht bzw. FC Wels als Co- und Cheftrainer tätig und betreute die Messestädter zwei Jahre lang in der Regionalliga. Nach einer aus gesundheitlichen Gründen genommenen Auszeit wechselte Neuhofer im Januar 2008 zum SV Pichl, führte die damals abstiegsbedrohte Mannschaft zum Klassenerhalt und war dreieinhalb Jahre lang mit dem jetzigen Bezirksligisten in der Landesliga tätig.
Im Oktober 2011 begann die Gurtener Erfolsgeschichte. Nach einer weiteren Auszeit übernahm Neuhofer die Mannschaft im Niemandsland der Tabelle, führte den Klub in den Aufstiegskampf, um am Ende den dritten Platz zu belegen. "Wir waren in der allerletzten Runde 30 Minuten lang Meister, ehe wir das Match in Schärding noch verloren haben", erinnert sich der Coach zurück. "Während andere Mannschaften an diesem negativen Erlebnis zerbrochen wären, hat mein Team dann eine sensationelle Saison absolviert, unglaubliche 63 Punkte gesammelt und mit 14 Zählern Vorsprung den Meistertitel errungen." Die Erfolgsgeschichte war damit aber noch nicht zu Ende, im Gegenteil. "Ebenso wie Eferding oder St. Martin hatte auch uns keiner auf der Rechnung. Der Tormannwechsel war ein Mosaikstein des Erfolges. Aber ich verfüge über eine charakterstarke Mannschaft, die nach jedem Rückschlag wieder aufsteht und sich neu motiviert. Die Mannschaft hat in den letzten zwei Jahren das Maximum herausgeholt, spielt am absoluten Limit und hat sich in diesem Jahr mit dem Aufstieg und dem Herbstmeistertitel selbst belohnt", zollt der Coach seinem Team ein Pauschallob. Auf die Frage, welches Saisonziel die Union Gurten verfolgt, antwortet Rainer Neuhofer mit einem Lächeln: "Das ist keine gute Frage. Aber wir arbeiten hart, versuchen das bestmögliche herauszuholen und werden im Frühjahr versuchen, uns im Spitzenfeld der Tabelle zu etablieren."
Nach dem erfolgreichsten Jahr der Vereinsgeschichte wird in Gurten die Winterpause in vollen Zügen genossen. Beim Trainingsauftakt am 20. Januar wird Erfolgscoach Rainer Neuhofer einen leicht veränderten Kader vorfinden. "Neben Torwart Baumann-Rott wird möglicherweise noch der eine oder andere Spieler den Verein verlassen, das letzte Wort darüber ist aber noch nicht gesprochen. "Grundsätzlich wollen wir keinen Spieler abgeben, andererseits werden wir Spielern, die eine neue Herausforderung suchen aber nichts in den Weg legen", sagt der Sektionsleiter, der in der noch jungen Winterpause mit dem Gurtener Michael Grebhan, der in Burghausen aktiv war und zuletzt in der zweiten Deutschen Nachwuchs-Bundesliga spielte, einen Heimkehrer begrüßen konnte. "Darüber freuen wir uns ganz besonders. Denn zum einen entstammt Michael unserem Nachwuchs, und zum anderen ist der offensive Mittelfeldspieler überaus talentiert. Neben dem 18-jährigen Grebhan wird im Winter möglicherweise noch der eine oder andere Perspektivspieler zu uns stoßen."
Der Rückrunde bzw. dem Titelkampf sieht man in Gurten gelassen entgegen. "Wir sind stolz auf die Mannschaft, freuen uns über die Erfolge und wollen auch im Frühjahr eine gute Rolle spielen. Einerseits ist die Liga ungemein ausgeglichen und kann demnach im Frühjahr viel passieren. Andererseits stoßen wir in der OÖ-Liga an unsere Grenzen und verschwenden keinen Gedanken an die Regioanlliga, die alleine aus wirtschaftlicher Sicht für uns nicht möglich ist", schließt der Sektionsleiter einen Durchmarsch von der Landesliga in Österreichs dritthöchste Spielklasse aus.
Günter Schlenkrich