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liga3.at.anders: Gruabn - eine Reise in die Vergangenheit

liga3 andersSpielberichte, Analysen, Vorschauen oder Interviews: egal was es ist, ihr habt es bis dato auf liga3.at gelesen. Um von Zeit zu Zeit auch der Kreativität, Kritischem und dem "Anderen" in unserer Redaktion freien Lauf zu lassen, heben wir an dieser Stelle eine neue Rubrik aus der Taufe. liga3.at.anders heißt das "Kind". Diesmal waren wir in der Gruabn und haben uns dort im Zuge der Partie zwischen Sturms Amateuren und Vöcklamarkt umgesehen.

Ist die Tribüne nun über die ganze Längsseite gegangen oder nicht? Nur eine von vielen Fragen, die nicht nur uns quält. Es ist gefühlte 50 Jahre her, seit sich das letzte Mal jemand in die altehrwürdige "Gruabn" nach Graz verirrte. Stimmt doch gar nicht. Jedes zweites Wochenende -  im Moment eben von den Sturm Amateuren - werden Spiele ausgetragen und auch von Fans besucht. Der Traditionsverein Grazer SC hat im Stadion seine Heimstätte gefunden. Die "Straßenbahner" spielen übrigens in der Gebietsliga Mitte des steirischen Unterhauses. Der SK Sturm trug am 31. Mai 1997 seine letzte Partie in der "Gruabn" aus. Mit 3:0 setzten sich die Blackies damals gegen Rapid Wien durch. 

Kontrastreich

"Hier regiert der SK Sturm" dröhnte damals wie heute aus den Lautsprechern. Es klingt so, als hätte man die Lautsprecher seitdem auch nicht ausgetauscht. Gleiches gilt für alles andere auf der Tribüne. Frische Farben wurden nie mehr aufgetragen und so wie es aussieht, hat man das auch nicht mehr so schnell vor. Neu ist nur alles abseits des Stadions - angrenzend beispielsweise ein riesiger Wohnkomplex mit Swimming Pool auf dem Dach - ein Kontrast, der seinesgleichen sucht. 

VIP-Klub für jedermann

Der Aufgang zur schattigen Tribüne ist noch immer der gleiche. Man hat den Eingangsbereich dunkler in Erinnerung. Was ist das passiert? Alles abgerissen! Was? Einen VIP-Klub hat es in den 90ern auch schon gegeben? Heute darf jeder dort sitzen. Die einzige "Barriere" ist eine zerbrochene Glasscheibe, die quer über zwei Sitzbänke liegt. Drei Meter weiter suchen zwei Live-Ticker-Mitarbeiter verzweifelt eine Steckdose. Das kann interessant werden. Kurz darauf finden die beiden - zumindest - eine. Welch ein Glück, dass auch noch ein Verteiler am Boden liegt. Die Partie kann also losgehen. 

Überall Tribünen

Die Sitzbänke raunzen beim Niedersetzen und ein zu helles T-Shirt sollte man auch nicht tragen, denn spätestens beim Zurücklehnen in der letzten Reihe färbt der Rost ab. Man überlässt das Stadion tatsächlich seinem Schicksal. Dabei wäre es ein so toller Spielort mit so wunderbarem Flair. Es ist so, als wäre es gestern gewesen, dass die "Schworzn" hier ihre Kickschuhe schnürten und dabei ist es so lange her. Und auch wenn das Stadion bröckelt, die (Kindheits)Erinnerungen an diese Zeit werden wohl ewig bleiben. Und dann schießt es einem plötzlich ein. Genau dort, wo die Spieler x-mal den Ball aus den Sträuchern holen müssen, standen früher Tribünen - also auf jeden Fall über die ganze Längs- und auch über beide Breitseiten. Damit wäre auch diese Frage beantwortet.

von Martin Mandl 

Fotoslide: Creative Commons