In einem spannenden und turbulenten Spiel in der 22. Runde der Regionalliga Ost trennen sich der SC Neusiedl am See 1919 und TWL Elektra mit einem torlosen Unentschieden. Das Match hatte trotz mangelnder Treffer einiges zu bieten. Top-Chancen, zwei Ausschlüsse und ein beinahe-Last-Minute-Triumph sprechen für einen durchaus unterhaltsamen Fußballabend, den die Neusiedler im Ballbesitz dominiert hatten. Offensiv war heute allerdings der Außenseiter das gefährlichere Team.
Das Spiel beginnt in einem flotten Tempo. Nach zwei Minuten wird es vor dem Tor der Wiener ein erstes Mal gefährlich. Daniel Markl bringt einen Ball scharf in den Fünfer-Raum, wird allerdings von Torhüter Edwin Djulic pariert. In der 15. Minute ist es Aleksa Markovic, der mit einem Traum-Solo beinahe die Führung für die Gastgeber erzielt. Er tankt sich durch das Zentrum von der Mittellinie bis zum Strafraum durch, wo er frei zum Abschluss kommt. Dieser geht allerdings weit über das linke Kreuzeck drüber.
Die Neusiedler sind zunächst am Drücker und dominieren die Partie, doch in der 27. Minute findet auch die Elektra einen Riesensitzer vor. Über den rechten Flügel kombinieren sich die Wiener in Richtung Sechzehner. Die Hereingabe von Calvin Stifter wird abgefälscht und landet direkt vor die Beine von Tobias Fischer, dessen Schuss nur knapp links am Tor vorbeizieht. Nach zwei kleineren Tormöglichkeiten verabschiedet sich das Spiel in die Pause mit 0:0. Trotz der bislang torlosen Begegnung ist die Partie durchaus unterhaltsam.
Die zweite Halbzeit entwickelt sich ähnlich intensiv, aber nochmal ein Stück chancenärmer. Kleine Chancen nach Standards dominieren das Match, sonst tut sich offensiv wenig. Nach 65 gespielten Minuten kommt Tobias Fischer zu seiner zweiten 100-prozentigen Möglichkeit an diesem Abend. Nach einem Steilpass setzt er sich frei durch und rennt alleine aufs Tor zu. Sein Flachschuss wird im Eins-gegen-Eins allerdings von Goalie Mathias Gindl eindrucksvoll abgewehrt. In der 70. Spielminute folgt eine kuriose Szene. Plötzlich bildet sich eine Rudelbildung vor den Trainerbänken. Dabei wurden zwei Tätlichkeiten vom Schiedsrichter geahndet. Der Neusiedler Michael Tercek und der Wiener Arben Kokollari fliegen beide mit Glatt-Rot vom Platz. Von nun an spielen beide jeweils nur noch mit zehn Spielern.
In der Folge behalten die Hausherren den größeren Spielanteil, aber die gefährlicheren Chancen ergeben sich klar auf Seiten der Gäste. In der Schlussviertelstunde konzentriert sich Elektra allerdings auf das Verteidigern, eine Punkteteilung scheint nach eher mäßigen Leistungen in den vergangenen Wochen eine zufriedenstellende Variante. In der Nachspielzeit kommt auf Seiten der Burgenländer Daniel Markl nochmal zum Schuss, zu zentral. Eine Minute vor Schluss wird fast alles auf den Kopf gestellt. In einer 2-gegen-1-Situation für die Wiener Elektra kommt Kengo Ohira zum Schuss, der Ball wird nach vorne abgewehrt und der Nachschuss geht über das Tor. Das wäre es gewesen. In weiterer Folge tut sich nichts und eine durchaus unterhaltsame und bis zum Schluss spannende Begegnung endet in einem torlosen Remis.
Für Neusiedl ist es das dritte Spiel in Folge, das nur Unentschieden ausgeht. Die Tabellenführung wird dadurch an diesem Wochenende nicht behauptet. Für Elektra ist es auf der anderen Seite ein wichtiger Punktgewinn. Nach zwei klaren Niederlagen hintereinander, folgt nun der mögliche Befreiungsschlag gegen einen Titelaspiranten.
Günter Gabriel (Sportlicher Leiter SC Neusiedl am See 1919):
„Vorne war das heute einfach nix – da waren wir totale Versager. Hinten hat Gindl uns noch zwei Mal gerettet. Aber eh klar, die Stürmer glauben, sie hätten Bundesliga-Niveau – zumindest tun sie so. Man hat gesehen, dass uns vorne einfach die spielerische Kreativität fehlt, vor allem wenn wir keinen Platz bekommen. Das ist halt das Problem, wenn man überheblich wird und glaubt, man ist besser, als man tatsächlich ist. Wenn du denkst, du spielst Champions League, musst aber eigentlich froh sein, überhaupt Regionalliga zu spielen – dann passiert genau sowas.“
Herbert Gager (Trainer TWL Elektra):
„Wir haben heute eine richtig gute Leistung gezeigt – ehrlich gesagt hätten wir das Spiel sogar gewinnen müssen, wenn man sich die Chancen anschaut, die wir gehabt haben. Die Mannschaft hat das heute wirklich gut gemacht. Neusiedl ist ein starkes Team, die musst du erstmal im Griff haben – und das haben wir geschafft. Wir hatten dann auch wirklich gute Möglichkeiten, haben sie aber leider nicht genutzt. Sowas kann passieren. Trotzdem: Die Einstellung der Mannschaft war heute top. In dieser Liga ist es einfach wichtig, konstant zu punkten – und das haben wir heute getan. Noch dazu gegen eine Mannschaft, die in einem super Lauf ist und eine starke Saison spielt. Wir haben aus dem Spiel heraus keine Torchance zugelassen, das muss man auch mal schaffen. Wie gesagt: Wir hätten den Sieg verdient gehabt. Aber auf die Leistung können wir definitiv stolz sein. Jetzt wartet mit Marchfeld die für mich stärkste Mannschaft der Liga – das wird eine richtig schwere Aufgabe. Aber ich sag’s immer wieder: Wenn wir unsere Leistung bringen, dann können wir gegen jeden punkten – oder sogar gewinnen. Das hat man heute wieder ganz deutlich gesehen. Am Ende hängt so viel an der eigenen Leistung. Es ist in dieser Liga selten, dass dich ein Gegner wirklich dominiert oder du komplett chancenlos bist. Es ist alles eng, jeder kann jeden schlagen – und genau das wollen wir nächste Woche wieder zeigen. Ich hoffe, es gelingt uns.“