In der Regionalliga Ost kam es zum Treffen zwischen „David und Goliath“. Der SC Neusiedl am See, der zu den unmittelbaren Titelaspiranten gehört empfing den vor dem Abstieg bedrohten Tabellenletzten FC Mauerwerk. Trotz zuletzt zwei torlosen Partien in Folge für die Seestädter, gab sich die Mannschaft von Trainer Stefan Rapp keine Blöße und fertigte die Simmeringer mit 5:1 ab. Matchwinner war dabei der Torschützenlisteführende Arbnor Prenqi, der eindrucksvoll drei Treffer erzielen konnte.
Vor Spielbeginn hat es in Neusiedl noch sehr stark geregnet, weshalb der Platz nass, schwer und rutschig ist, während dem Match macht der Niederschlag allerdings Pause. Die Partie beginnt rasant. Nach 30 Sekunden kommt der Neusiedler Aleksa Markovic halblinks aus etwa 14 Metern zum Schuss und trifft die rechte Stange. Es wäre beinahe ein Blitzstart für die Heimmannschaft geworden. In der 4. Minute erhalten allerdings auch die Gäste einen Riesensitzer, der allerdings von Goalie Mathias Gindl erfolgreich pariert wird. Mansour Kerime schaltet nach einem Fehler der Neusiedler im Aufbau rasch um, Marko Grubesic bekommt den Ball und ist im 1-gegen-1-Duell mit Gindl der Verlierer. Trotz starkem offensiven Beginn beider Teams steht es noch 0:0.
Nach kleineren Möglichkeiten auf beiden Seiten übernehmen die Burgenländer zunehmend das Kommando. In der 14. Spielminute soll es dann aber geschehen, die Gastgeber gehen in Führung. Nach einem Corner wird der Ball in den Rückraum von Mauerwerk geklärt, dort steht allerdings Arbnor Prenqi, der aus der Luft volley abzieht. Der Ball wird entscheidend abgefälscht und landet im Tor - 1:0 für Neusiedl. Nur vier Minuten später spielt Neusiedl wieder einen Konter. Über links marschiert Daniel Markl mit dem Ball nahezu unantastbar, legt für den mitaufgerückten Innenverteidiger Tomáš Bockay ab, der auf Michael Maas spielt. Maas schißt mit heftigem Druck auf Höhe des Elfmeterpunkts und trifft zum 2:0. Torhüter Ertan Uzun ist noch dran, kann den Ball allerdings nicht mehr halten.
Die Hausherren sind klar in Front und lassen den Simmeringern kaum eine Chance. Nach einer weiteren Riesenmöglichkeit in der 32. Minute folgt in der 37. das nächste Tor. Arbnor Prenqi erzielt heute nicht nur das 19., sondern auch sein 20. Meisterschaftstor in der laufenden Saison. Nach einer Flanke von rechts legt sich Daniel Fischer den Ball zu weit vor und kommt nur noch minimal zum Abschluss. Der Torhüter wehrt den Ball allerdings nach vorne ab, wo Prenqi ins linke Eck aus kurzer Distanz abstauben kann. Mit diesem 3:0 geht es auch in die Pause. Neusiedl dominiert und führt dementsprechend verdient. Es scheint schon zur Pause alles für Mauerwerk gelaufen zu sein.
Die zweite Hälfte beginnt nicht so rasend wie die erste. Die vorerst erste Chance kann aber wieder Neusiedl in der 49. Minute vorweisen. Mauerwerk probiert es speziell über Distanzschüsse, doch die Gefährlichkeit lässt am Ende des Tages zu Wünschen übrig. In der 57. Minute klingelt es wieder im Tor der Wiener. Der SC Neusiedl am See erhöht auf 4:0. Wieder Arbnor Prenqi, der nach schöner Vorarbeit auf Höhe des Elferpunktes im Rutschen trifft. Er schnürt den Dreierpack und wer weiß was da noch folgen mag.
In den folgenden Minuten beruhigt sich die Partie ein wenig bis in der 74. der Ehrentreffer für Mauerwerk gelingt. Es ist Jovan Batuta, der nach Assist von Wilfried Domoraud von der Strafraumgrenze abzieht und den Ball zentral unter die Latte hebt. Ein vermeidbares Tor, das allerdings kaum mehr anrichten sollte, als Ergebniskosmetik. Denn nur drei Minuten später folgt prompt die Antwort der Führenden. Aleksa Markovic erhält den Ball, zieht rechts aus der Distanz flach ab. Der Schuss wird abgefälscht und hätte womöglich ebenfalls abgewehrt werden können. Neusiedl führt 5:1 und könnte gefühlt noch ewig weiterspielen, während Mauerwerk wohl vergeblich auf den Schlusspfiff wartet. Dieser folgt auch nach der einen oder anderen Aktion. Am Ende besiegt der SC Neusiedl am See den FC Mauerwerk mit 5:1 in einer klaren, aber auch verdienten Art und Weise.
In der Tabelle ist Neusiedl weiterhin im Meisterrennen mehr als nur dabei und konnte nach zwei Spielen ohne Tore wieder treffen und das in einer Art und Weise, die ein klares Ausrufezeichen für die Konkurrenz darstellen soll. Auf der anderen Seite schafft es Mauerwerk nicht aus der Krise herauszukommen. Weiterhin wartet man in Wien-Simmering vergeblich auf den ersten Sieg in diesem Jahr. Das Tabellenschlusslicht muss als nächstes wieder gegen einen der Titelaspiranten – Marchfeld Donauauen ran, während die Neusiedler als nächstes gegen den Vorletzten Siegendorf spielt.
Günter Gabriel (Sportlicher Leiter SC Neusiedl am See):
"Nach einer halben Minute hatten wir gleich einen Lattenschuss, und ab da haben wir das Spiel über 90 Minuten kontrolliert. Wir waren durchgehend die bessere Mannschaft, hatten viele Chancen, haben wirklich gut Fußball gespielt. Klar, manchmal waren ein paar Aktionen ein bisschen schlampig, aber grundsätzlich war das eine sehr, sehr starke Leistung von uns. Auch die Art und Weise, wie wir heute aufgetreten sind, hat gepasst. Wir haben viele Tore gemacht, und meiner Meinung nach war der Sieg auch in der Höhe absolut verdient – vielleicht hätten wir sogar noch höher gewinnen können oder müssen. Aber 5:1 ist ein gutes Ergebnis, das passt schon. Vor allem nach den letzten zwei Spielen, wo wir keine Treffer erzielt haben, war das heute eine richtig gute Antwort. Jetzt geht’s auswärts gegen Siegendorf. Wir wissen ganz genau, dass wir das nur mit voller Konzentration angehen dürfen. Wenn wir so auftreten wie heute, dann bin ich zuversichtlich. Das Wichtigste ist aber, dass unser Trainer bis dahin wieder fit ist – der hat nämlich Sodbrennen und stirbt gerade in der Kabine (ironisch gemeint). Der hat vor dem Spiel ein Kebab gegessen, das war wohl nicht die beste Idee. Aber gut, wir hoffen, dass er bis nächste Woche wieder fit ist."
Dominik Karlik (Co-Trainer FC Mauerwerk):
"Eine 1:5-Niederlage ist natürlich sehr bitter. Aber ganz ehrlich: Es ist im Moment einfach nicht mehr drinnen. Die Voraussetzungen im Verein sind derzeit so, dass man kaum noch etwas abrufen kann. Es ist nicht so, dass wir uns damit abfinden – wir arbeiten Woche für Woche weiter, versuchen, das Beste rauszuholen. Aber irgendwann stößt man an Grenzen. Und wenn von der Vereinsführung nicht der nötige Rückhalt kommt, dann ist es auch für die Spieler extrem schwer, auf dem Platz die Leistung abzurufen. Trotzdem hatten wir heute auch unsere Chancen – wir hätten sogar in Führung gehen können. Allein vorm Tor machen wir das Ding nicht rein. Und im Gegenzug fliegt uns im Moment jeder Ball, der irgendwie Richtung Tor kommt, ins Netz. Ich hatte heute auch das Gefühl, dass nicht jeder zu 100 Prozent im Kopf da war. Die mentale Frische hat gefehlt, und das hängt natürlich auch damit zusammen, dass die Trainingswoche nicht optimal war. Es gibt einfach viele Unstimmigkeiten rundherum, nicht nur sportlich, sondern auch strukturell. Und wenn du ständig mit solchen Themen konfrontiert bist, ist es schwierig, dich nur auf den Fußball zu konzentrieren. Jetzt kommt mit Marchfeld ein richtig starker Gegner. Natürlich wird das nicht leichter. Aber verlieren können wir in unserer Situation sowieso nichts mehr. Wir hatten gefühlt 15 Runden lang das gleiche Thema. Interessanterweise tun wir uns gegen starke Gegner oft leichter als gegen direkte Konkurrenten. Die Qualität in der Mannschaft ist ja da."