Inseinen knapp zweieinhalb Jahren als Trainer von Austria Salzburg führte Dietmar Emich die Violetten von der 2. Landesliga in die Regionalliga, wo er in der ersten Saison mit seiner Elf den starken fünften Platz erreichte. Für die Rückrunde der Regionalliga West agiert der ehemalige Goalgetter ab sofort als Experte. Wie Emich die Ergebnisse und Leistungen der Salzburger Vereine in der ersten Frühjahrs-Runde einschätzt, lesen Sie in seiner Spieltagsanalyse.
Red Bull Juniors – SV Austria Salzburg 4:1
unterhaus.at: Die Austria hat im vierten Duell mit den Jungbullen die erste Niederlage kassiert. Was fehlt den Violetten derzeit um mit den Spitzenteams der Liga mithalten zu können?
Emich: "Ich war im Stadion vor Ort und habe das Spiel miterlebt. Augenscheinlich war das absolut indiskutable Zweikampfverhalten der Austrianer. Die Spieler wirkten zudem nicht spritzig genug für den Meisterschaftsstart. Gegen ein Profiteam (die Juniors sind ein Profiteam, wenn auch ein sehr junges) kann man nur bestehen, wenn man kompakt auftritt und von Beginn an energisch in die Zweikämpfe geht und fightet. Zwei gelbe Karten auf Seiten der Austria untermauern diese Aussage. Die Aussage man wolle agieren statt reagieren - gerade vor dem Hintergrund der Tabellensituation - zeigt eine vollkommene Fehleinschätzung der eigenen Möglichkeiten. Die Neuverpflichtungen Paulsen, Schriebl, Rajic, Milosevic alle von Beginn an eingesetzt, hatten mehr als ein halbes Jahr keine Wettkampfpraxis (ähnliches gilt für Eisl). Durch die Forderung man müsse agieren, setzte man sie einer unnötigen psychologischen Überforderung aus. Über den Kampf und das Fighten zum Spiel finden, wäre hier wohl die richtige Marschroute gewesen. Zumindest war dies in den drei vorangegangen Partien gegen den FC Salzburg der Schlüssel zum Erfolg! Um mit den Spitzenteams mitzuhalten fehlt es (zur Zeit) an allen Ecken und Enden.
unterhaus.at: Wird die Elf von Trainer Thomas Hofer im Frühjahr gegen den Abstieg spielen?
Emich: "Mit dem Abstieg wird die Austria nichts zu tun haben, da der derzeitige Polster ausreichen sollte. Zu sicher sollte man sich aber nicht sein. Der Anspruch der Austria ist aber ohnehin ein anderer."
SV Seekirchen – USK Anif 1:2
unterhaus.at: Die Anifer sind mit einem knappen Derby-Sieg in das Frühjahr gestartet, trauen Sie ihnen dieses Jahr den Titel zu?
Emich: "Anif hat den Pflichtsieg gegen Seekirchen geschafft, einzig dieses Faktum zählt am Ende des Tages. Die erste Frühjahrspartie als Titelaspirant ist stets schwierig, da man psychologisch mehr zu verlieren als zu gewinnen hat. Vor allem da der Mitkonkurrent bereits am Tag zuvor vorgelegt hatte. Aufgabe gelöst, punkt um! Fürchte trotz allem für Anif, dass Wattens am Ende die Nase vorne haben wird. Hier spricht für mich die Konstanz der Wattener Führung eindeutig gegen das sprunghafte Verhalten der Anif-Führung."
SC Bregenz – FC Pinzgau Saalfelden 1:1
unterhaus.at: Der Aufsteiger ist aus Salzburger Sicht die postive Überraschung der Saison. Was macht die Pinzgauer Ihrer Meinung nach so stark?
Emich: "Ganz klar ihre Geschlossenheit, der Zusammenhalt und die richtige Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten. Der FC Pinzgau muss zudem kein utopisches Ziel erreichen und kann daher frisch von der Leber weg spielen. Der Verein insgesamt macht einen sehr guten Job. Wenn dann noch die eigene Kommune mit Leib und Seele zu ihrem Fußballverein steht (Stichwort: Infrastruktur und Unterstützung), dann kann grundsolide Arbeit abgeliefert werden."
TSV St. Johann – FC Kufstein 1:1
unterhaus.at: St. Johann trifft in der nächsten Runde auf den Tabellenführer Wattens. Trauen Sie den Pongauern in Tirol Punkte zu?
Emich: "Man kann immer punkten, egal wo und gegen wen (zumindest in der eigenen Liga). Sehr oft liegt es am Selbstvertrauen oder an einem Mangel daran, ob man siegt oder verliert. Das Vertrauen in die eigene Zweikampf- und Konterstärke des TSV St. Johann sollte einen Punkt(e)gewinn möglich machen."
SV Hall – TSV Neumarkt 0:0
unterhaus.at: Die Neumarkter sind mit dem Ziel einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen in die Saison gegangen. Ist diese Zielsetzung nach dem mageren Unentschieden beim Tabellenletzten realistisch oder müssen die Wallerseer noch um den Ligaerhalt kämpfen?
Emich: "Die Zielsetzung eines einstelligen Tabellenplatzes setzt voraus, dass man beim Tabellenletzten voll punktet. Leider kommt es manchmal anders als man es sich wünscht oder vornimmt. Neumarkt war und ist eher eine Mannschaft die auf die Stärken der Gegner reagiert und hat demgemäß Probleme gegen Mannschaften, die selbst reagieren und nicht viel für das Spiel machen. Kreativität ist eine Frage der Qualität und der Inspiration, mit beidem ist Neumarkt nicht gesegnet. Neumarkt wird daher die verlorenen Punkte aus dem Hall-Spiel gegen vermeintlich stärkere Gegner wieder aufholen. Anspruch und Wirklichkeit gehen in Neumarkt - zumindest bei der Vorschau auf die anstehende Saison - nicht allzu oft einher. Der Abstieg sollte durch solide Defensivarbeit und Besinnung auf die eigenen (vorhandenen) Tugenden kein Thema in Neumarkt sein, dann klappt's auch mit dem neunten Platz (oder einem noch besseren)."
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