Seit einem halben Jahr ist Thomas Hofer Trainer beim Westligisten Austria Salzburg. Nach vielen namhaften Neuverpflichtungen wollen die Violetten in der kommenden Regionalliga-Saison mit den Topvereinen der Liga mithalten. Im Interview mit unterhaus.at spricht der ehemalige Anif-Trainer über seine Ziele mit dem Traditionsverein, warum er keinen Druck verspürt und die Austria vom Erzrivalen Red Bull profitiert.
unterhaus.at: Sie sind seit einem halben Jahr Austria-Trainer. Wie fällt Ihre erste Zwischenbilanz aus?
Thomas Hofer: Eigentlich sehr positiv. Das halbe Jahr war wichtig zum Einarbeiten. Die Austria ist doch ein bisschen anders als die restlichen Regionalliga-Mannschaften. Ich habe in dem halben Jahr viele Erkenntnisse bekommen. Der große Vorteil war natürlich, dass wir schon rechtzeitig die Mannschaft für die neue Saison zusammenstellen konnten. Wäre ich erst im Sommer gekommen, dann wäre es sehr schwierig gewesen und wir hätten sicher ein halbes Jahr verloren.
unterhaus.at: Was ist mit der neu zusammengestellten Mannschaft in der kommenden Saison drinnen?
Hofer: Extrem schwer zu sagen. Momentan kann ich noch nicht einschätzen, wie die Konkurrenz dasteht. Ich gehe einmal davon aus, dass der FC Liefering sehr, sehr stark sein wird. Wattens muss man immer auf der Rechnung haben. Dornbirn hat in der Vorbereitung bisher sensationelle Ergebnisse gehabt. Bregenz hat sich gut verstärkt und Kufstein ist immer gut. Es gibt schon vier, fünf sehr starke Mannschaften und da wollen wir dabei sein. Es muss das Ziel sein, dass wir mit diesen Mannschaften mitspielen und den Anschluss finden. Was dann unterm Strich herauskommt, ist für mich nicht die Priorität Nummer eins. Wir haben immer gesagt, wir arbeiten in einem Zwei-Jahres-Plan. Heuer wollen wir dabei sein und dann muss man schauen, wo uns vielleicht der ein oder andere Spieler fehlt. Auf diesen Positionen wollen wir uns dann im nächsten Sommer noch einmal verstärken. Klar: Wenn wir heuer schon ganz vorne dabei sind, nehmen wir es natürlich auch mit. Wir lassen uns da aber nicht unter Druck setzen.
unterhaus.at: Ausgesprochen haben Sie es noch nicht wirklich. In der Saison 2013/14 ist das Ziel dann der Aufstieg.
Hofer: Wir wollen heuer auf alle Fälle dabei sein, man muss dann schauen, was möglich ist. Aber es ist sowieso schwierig, weil man als Meister in die Relegation muss. Da trifft man dann immer auf eine überragende Mannschaft. Sprich auf eine Profimannschaft; wir sind eine Amateurmannschaft. Wir müssen jetzt sukzessive die Trainingsintensität steigern, damit wir mit diesen Mannschaften mithalten können. Wir arbeiten jetzt ein Jahr konsequent, um die Spieler weiterzubringen. Und ich denke nächstes Jahr mit zwei, drei Verstärkungen zur bestehenden Mannschaft ist es auf alle Fälle möglich, dass wir um den Titel spielen.
unterhaus.at: Nach den namhaften Verpflichtungen in der Sommertransferzeit ist natürlich auch die Erwartungshaltung der Fans groß. Der Druck auf Sie steigt.
Hofer: Ich fühle es jetzt nicht als Druck, ich sehe es als große Herausforderung. Es ist eine Riesenchance, dass wir da jetzt in den nächsten zwei Jahren etwas bewegen können. Die Fans im Rücken können eine große Unterstützung werden. Klar können wir nicht sagen: Wir spielen jetzt eine lockere Saison. Mit dieser Mannschaft muss der Erfolg schon da sein - ich bin aber auch überzeugt, dass er da sein wird. Klar ist der Druck höher als zum Beispiel in Anif, weil einfach mehr Fans dahinter sind und viel mehr über die Austria geredet wird. Aber ich sehe das momentan total positiv.
unterhaus.at: Der letzte Austria-Trainer Dietmar Emich hat offiziell aufgehört, weil er kurz vor dem Burnout stand. Was tun Sie gegen die Überbelastung - waren Sie schon einmal gefährdet?
Hofer: Ich habe schon ein Mal eine Phase gehabt, in der ich an der Grenze unterwegs war. Da hatte ich aber eine dreifache Belastung: Trainer in Anif, Arbeit und die zweijährige Trainerausbildung. Da war ich am Limit unterwegs. Und Regionalliga-Trainer ist ja nicht mehr, dass du drei, vier Mal in der Woche auf den Platz fährst und irgendein Training machst. Ich bin einer der viel unterwegs ist und sich Spieler und Gegner anschaut. Mein Vorteil ist aber, dass ich ein super Trainerteam zur Verfügung habe. Ohne mein Trainerteam wäre es sicher nicht möglich.
unterhaus.at: Derzeit muss sich die Austria ihre Spieler noch von auswärts holen. Wann wird der erste Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in der Kampfmannschaft Fuß fassen?
Hofer: Man muss bedenken: Die Austria gibt es jetzt seit sechs Jahren. Die Topspieler im Nachwuchsbereich gehen genauso zu Red Bull. Es ist ja nichts so, dass unsere Talente nicht abgeworben werden. Auch im heurigen Jahr sind wieder etliche zu Red Bull abgewandert. Das heißt, es bleiben unterm Strich auch nicht die besten Talente über. Es wird sicher noch einige Zeit dauern. Bei unserer jungen 1b sind derzeit sicher zwei, drei dabei, die das Potential haben.
unterhaus.at: Das Thema Red Bull spielt für Sie scheinbar keine große Rolle. Im Gegensatz zu anderen Vereins-Verantwortlichen, die den Erzrivalen FC Salzburg nennen und das Wort Red Bull gar nicht in den Mund nehmen, sprechen Sie das „Unwort" aus.
Hofer: Ich habe da eine andere Sichtweise, ich bin dem Ganzen gegenüber neutral eingestellt. Ich habe die Geschichte nicht miterlebt und ich verschwende da jetzt auch keine Energie. Ich konzentriere mich jetzt auf Austria Salzburg, mir gefällt es hier sehr gut. Red Bull ist ein Sponsor, der in Salzburg schon sehr, sehr viel bewirkt hat in den letzten Jahren. Wir als Austria Salzburg profitieren ja auch von Red Bull, das muss man ganz klar sagen. Es sind im jetzigen Kader etliche Spieler, die bei Red Bull ausgebildet wurden und für uns sehr wichtig sind. Ich arbeite für die Austria mit vollem Engagement und mit dem anderen beschäftige ich mich überhaupt nicht. Man muss aber auch sagen, dass sich der Regionalliga-Fußball in den letzten Jahren enorm entwickelt hat. Wir haben jetzt acht Mannschaften in der Westliga und da muss man schon ganz klar sagen, dass das nur aufgrund der sehr guten Akademie möglich ist. In jeder Salzburger Westliga-Mannschaft sind Spieler, die dort ausgebildet wurden. Das ist unser großer Vorteil und darum haben Vorarlberg und Tirol Probleme - weil die einfach in den Akademien nicht so stark aufgestellt sind.
unterhaus.at: Wie sehen Sie die Entwicklung ihres Ex-Vereins Anif?
Hofer: Jeder Verein muss seinen Weg gehen und muss das machen, was er für richtig hält. Und Anif hat sich entscheiden, dass man eine Kooperation mit Red Bull eingeht. Ich denke, das ist einfach zu akzeptieren und respektieren. Die Verantwortlichen haben es als den sinnvollsten Weg gesehen. Ich habe Anif viel zu verdanken. Ich hatte eine erfolgreiche Zeit und habe mich in Anif als Trainer weiterentwickeln können. Ich habe sehr viel gelernt, was mir jetzt natürlich sehr zugute kommt. Darum ist das Verhältnis zu den Verantwortlichen noch immer sehr gut. Wir waren alle zusammen sehr erfolgreich. Die Verantwortlichen, weil sie ein gutes Umfeld geschaffen haben und ich, weil ich eine gute Arbeit geleistet habe.
unterhaus.at: Sie haben mit der UEFA-Pro-Lizenz die höchste Trainerausbildung. Ist Ihr größtes Ziel der Profifußball?
Hofer: Nein, nicht mit aller Macht, denn es ist nicht so einfach in Österreich. Von den Vereinen, bei denen man unter sehr guten Bedingungen arbeiten kann, gibt es ganz wenige. Damit meine ich die zehn Bundesliga-Vereine. Wenn man in die zweite Liga schaut, kämpfen einige Vereine ums Überleben und haben große Probleme. Hartberg hat es nur durch Glück geschafft, FC Lustenau pfeift aus dem letzten Loch. Das sind jetzt nicht unbedingt Adressen wo man sagt „Da muss ich unbedingt hingehen" und seinen Job aufgibt. Mein Ziel ist nach wie vor der Aufstieg mit der Austria.
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von Thomas Gottsmann