Es gibt Spiele, in denen der Ball rollt, Tore fallen und die Zuschauer am Ende zufrieden nach Hause gehen. Und dann gibt es solche Spiele wie das gestrige Aufeinandertreffen zwischen der SG Hengist und FC Großklein II, bei dem der Fußball zur Nebensache wurde und die Kartenstapler im Schiedsrichterteam Überstunden machen mussten. Gewonnen haben am Ende die Heimischen und auch die Besucher, denen mit Sicherheit nicht langweilig wurde.
Schon in der 8. Minute wurde das Motto des Spiels klar: „Fair Play? Nicht heute!“ Maximilian Atschko eröffnete die Kartensammlung mit einem Foul, das Denys Myshchyk ins Gras beförderte. Noch während Myshchyk sich den Rasen von den Knien klopfte, klingelte es bereits im Kasten von Großklein II. 1:0 für Hengist, Myshchyk mit dem Elfer-Tor – ein Moment, der kurz für fußballerische Normalität sorgte. Doch die Ruhe hielt nicht lange an.
Denn dann wurde das Spiel zu einer Art Kartenspiel – nur ohne Gewinner. Gelb hier, Gelb da, besonders beliebt bei Marco Papesch (Großklein), der es schaffte, sich innerhalb von 34 Minuten eine gelb-rote Auszeit zu sichern. Die 29. Minute war ein Höhepunkt in Sachen Kartenkunst: Gleich vier Gelbe Karten innerhalb weniger Sekunden. Schiedsrichter Daniel Loidolt hatte alle Hände voll zu tun, um das Rudelverhalten der Spieler zu bändigen.
Nach einer hitzigen ersten Halbzeit schien es kurz so, als hätten die Spieler in der Pause zur Besinnung gefunden. Doch dieser Anschein trog. In der 47. Minute setzte Artavazt Avetisyan das nächste Zeichen – natürlich wieder mit einem Foul, das ihm prompt Gelb einbrachte. Das Spiel verfiel zunehmend in ein wahres Kartenfestival, das den Begriff "Fair Play" ad absurdum führte.
In der 76. Minute sorgte Gregor Eckhart mit seinem zweiten Foul dafür, dass auch er vorzeitig duschen gehen durfte – Gelb-Rot, vielen Dank. Doch damit war das Chaos längst nicht vorbei: In der 87. Minute folgte Avetisyan seinem Teamkollegen mit der zweiten Gelben Karte, und als ob das nicht genug war, verabschiedeten sich auch Simon Descovich-Jentsch und Matthias Mario Mireanu in der 88. Minute im Doppelschlag aus dem Spiel – beide mit Gelb-Rot.
Das Spiel endete so, wie es begonnen hatte: turbulent, chaotisch und vor allem voller Karten, die den eigentlichen Fußball fast vergessen ließen.
Am Ende blieb von diesem denkwürdigen Abend weniger ein sportliches Ergebnis als vielmehr ein buntes Potpourri aus Karten und Emotionen. Hengist mag das Spiel 1:0 gewonnen haben, aber die wahren Sieger waren die Hersteller von gelben und roten Kartons.
Gregor Eckhardt, Spieler Hengist:
"Es war intensives Spiel. Der Schiedsrichter hat alles gepfiffen, was zum Pfeifen war. Ich wurde gefoult, habe mich verletzt und wurde dafür ausgeschlossen."
Johannes Knittelfelder, Trainer Hengist:
"Es war eigentlich ein gutes Spiel auf hohem Niveau. Durch unnötige Härteeinlagen aller Beteiligte ist die Partie aus dem Ruder gelaufen. Auch der Schiedsrichter war zwischendurch ein wenig überfordert. Nichtsdestotrotz haben wir drei Punkte geholt, das freut mich natürlich ganz besonders."
by René Dretnik
Symbolfoto: Harald Dostal