Was für ein Meisterschaftsfinale in der Wiener Stadtliga: In der letzten Runde am vergangenen Samstag sicherte sich der FavAC mit einem Sieg über Gerasdorf Stammersdorf den Meistertitel und steigt nach 30 Jahren wieder in die Regionalliga auf. LIGAPORTAL sprach an dieser Stelle mit Mikica Miladinovic, dem Obmann der Favoritener und ließ das vergangene Wochenende und die abgelaufene Saison Revue passieren.
Es war einer jener Tage, die in die Geschichte des FavAC eingehen würde. Mehr als 2400 Fans sahen am Samstag, wie ihre Mannschaft mit einem 3:1-Sieg über Gerasdorf Stammersdorf den Meistertitel in der Wiener Stadtliga einfuhr (zum Artikel) und nach drei Jahrzehnten wieder in die Regionalliga Ost aufsteigt. "Was soll ich sagen. Es ist einfach nur wunderschön. Wir haben uns nach einer tollen Saison mit dem Titel belohnt. Da kann man nur glücklich sein", so Chef-Funktionär Miladinovic.
Ein kurzer geschichtlicher Exkurs: Gegründet wurde der Verein 1910. Am 21. Dezember 1910 wurde der Verein in einer Sitzung des Fußballverbandes in den Verband aufgenommen und der 2. Klasse Wien zugeordnet. Nach Jahren in der 2. Klasse und dem Verbandswechsel spielte der Favoritner AC nach dem Verbot des VAFÖ in der Saison 1934/35 wieder im Allgemeinen Verband und wurde für die in der 2. Leistungsstufe in die II. Liga Gruppe Nord eingegliedert. Prompt holten die Favoritener dort den Meistertitel und gewannen die Aufstiegsspiele gegen den SK Slovan Wien aus der II. Liga Gruppe Süd in Addition mit 4:3. Das Ergebnis: Von 1936 bis 1938 spielte man erstmals in der höchsten österreichischen Spielklasse.
Nach dem Abstieg 1938 konnte die erste Liga nur noch in den Jahren 1983 bis 1985 erreicht werden. Kein Wunder, dass die zwei Spielsaisonen sowie der rasante Aufstieg mit 3 Meistertitel zwischen den Saisonen 1976/77 bis 1980/81 aus der 4. klassigen Wiener Stadtliga bis in die 2. Division (2. Leistungsstufe) dem FavAC eine große Popularität in Wien einbrachte. Nach den zwei Saisonen in der 1. Leistungsstufe war der Druck im neuen Play-off-Modus der Saison 1985/86 und der Verein musste nach 4 Jahren in den obersten beiden Spielklassen wieder den schweren Weg in die 3. Spielklasse, die Regionalliga Ost, beschreiten. 1990/91 gelang der Wiederaufstieg und der Verein verblieb die nächsten drei Jahre in der 2. Division. In der Saison 1993/94 erfolgte der neuerlichen Abstieg in die Regionalliga Ost (3. Leistungsstufe), während 1994/95 sofort wieder der Aufstieg gelang.
— FavAC (@FavoritnerAC) June 17, 2023
Auch im ÖFB-Cup darf der Verein auf eine beachtliche Historie zurückblicken. 1991/92 und 1992/93 stand man im Semifinale und gewann 1992/93 das Wiener Stadthallenturnier.
Finanzielle Probleme in der zweiten Saison in der 2. Division zwangen den FavAC dann zur Einstellung des Spielbetriebes und zum Abstieg in die Ostliga. Um weiter zu entschulden wurde in der Folgesaison 1997/98 eine Spielgemeinschaft mit dem 1. Simmeringer SC – dem 5. der Stadtliga Saison 1996/97 – so gestaltet das Simmering als SG FavAC/Simmering in der Regionalliga Ost (3. Leistungsstufe) spielte und der FavAC unter dem eigenen Namen de facto die zweite Mannschaft des 1. Simmeringer SC in der Stadtliga (4. Leistungsstufe) stellte. Beide Mannschaften stiegen jedoch ab und die Spielgemeinschaft wurde aufgelöst. In der Saison 2001/02 erfolgte nach dem 90-jährigen Vereinsjubiläum der Wiederaufstieg in die Wiener Stadtliga (4. Leistungsstufe), wo der FavAC noch bis zur abgelaufenen Saison aktiv war.
Nun folgt das Comeback in der Regionalliga Ost. "Wir sind alle irrsinnig glücklich, wie wir das geschafft haben", so Obmann Miladinovic. "Wir sind nicht als Favorit in die Saison gegangen. Die Mannschaft, das Trainerteam, das gesamte Umfeld und die Fans sind aber über sich hinausgewachsen. Anders ist so ein Erfolg nicht möglich." Apropos Umfeld: Erst kürzlich betonte der Verein via Facebook, dass mehr als 40 Nationen im Verein aktiv seien. Die Kampfmannschaft werde geführt von drei Männer, die drei unterschiedliche Religonen leben, die Meistermannschaft bestehe aus 17 Nationalitäten. "Das macht uns aus. Nur gemeinsam sind wir stark", so Miladinovic, der betont, dass man sich als Sprungbrett in den Profibereich sieht.
Und wie sehen die Ziele in der Ostliga aus? "Wir wollen uns in der Regionalliga etablieren, was eine Herausforderung wird, wenn man sich anschaut, wer das so spielt", so der Obmann, der auf das im Vergleich zu anderen Vereinen geringe Budget verweist. "Nachdem es den einen oder anderen Abgang geben wird, werden wir natürlich nachbesetzen, aber die Spieler müssen charakterlich genau zu uns passen, zu unserer Vision." Derzeit genieße man an der Kenner Road, wie der FavAC-Platz von Fans genannt wird, aber den Moment und freue sich auf die anstehenden Duelle unter anderem mit dem Wiener Sport-Club oder der Wiener Viktoria.