Gemeinsam mit seinem kongenialen „Co“-Trainer und „Hochzeits-Partner“ Ronald Hüttner beendete Windischgarstens Headcoach seine Tätigkeit für den LT1- O.Ö.-Ligisten; für das LIGAPORTAL blickte der erfolgreiche Betreuer zurück:
Ihre große Wertschätzung und Dankbarkeit für das Trainer-Tandem brachten die Fußballerinnen sehr deutlich zum Ausdruck (Foto: Willi Grinninger, kickerin.at)
LIGAPORTAL: Peter, warum habt Ihr beide diesen Zeitpunkt des Abschieds gewählt?
Peter Frühwirth: „Unser gemeinsamer Entschluss wurde nicht so spontan gefasst, wie es vielleicht aussieht. Wir haben schon länger darüber nachgedacht, dann aufzuhören, wenn unsere Motivation schwindet und wir nicht mehr mit der großen Begeisterung dabei sind. In der höchsten o.ö. Spielklasse muss das alles vorhanden sein, es muss trotzdem auch noch Spaß machen. Es ist auch sehr wichtig, dass Platz für neue Ideen geschaffen wird und neuer Schwung ins Team kommt. Deshalb haben wir uns mit der Kapitänin zusammengesetzt und auch rechtzeitig alles mit den Spielerinnen kommuniziert.“
Ihr tretet mit dem ersten Punktegewinn im Herbst ab, einen schöneren Zeitpunkt gibt es ja nicht, oder irre ich mich da?
„Der Punkt beim 1:1 gegen unseren „Langzeit-Gegner Dorf/Pram war sehr wichtig für die Mädels, auch für den Kopf, dass sie nicht ohne Zähler „überwintern“. Natürlich wäre ein „Dreier“ noch besser gewesen, Chancen gab es auch, aber das Remis geht schon in Ordnung. Wir matchten uns ja schon einige Zeit mit diesen Gegnerinnen, es waren immer Duelle „auf Augenhöhe“. Im ZAUNERGROUP OÖ Ladies konnten wir uns im Oktober im Elferschießen durchsetzen, wir lagen da schon 2:0 voran, aber dann brauchte es für die Entscheidung noch eine Verlängerung und ein Penaltyschießen“.
Eure Personaldecke war immer sehr dünn, der Ausfall von Schlüsselspielerinnen daher umso schmerzlicher, wäre mit Eurem „vollen“ Kader nicht in den letzten Saisonen mehr für Euch drinnen gewesen?
„Das mit dem „knappen Personalstand“ klingt immer nach Ausrede, weil auch andere Mannschaften damit zu kämpfen haben, aber es tatsächlich so, dass wir nur übe 12,13 Fix-Starterinnen verfügten. Wenn 1 oder 2 ausfiel, wurde es schon sehr knapp. Eine große Stütze wie Laura Klinser fiel uns z.B. fast 1 Jahr aus, zuletzt erwischte es Sophie Seebacher, die in Steyr nach wenigen Minute überknöchelte, und solche langen Ausfälle tun schon sehr weh. Ich bin überzeugt, wenn alle zur Verfügung stünden, würden die Mädels zwischen den Rängen 5-8 in der Tabelle aufscheinen.
Ihr habt doch einen tollen Nachwuchs?
„Stimmt, aber um die Talente müssen wir trotzdem hart kämpfen, denn wir liegen geographisch in einem Talkessel, ringsherum gibt es Frauenteams in Liezen, in Rottenmann….Mit dem vorhandenen Kader haben aber Thomas Kaufmann und Oliver Baumschlager hervorragend gearbeitet, der Lohn war Platz 1 in der Mädchen-Hobby-Liga (MHL), Gruppe A. Wenn der Mangel an Spielerinnen allzu groß wurde, habe wir auch schon Spielerinnen von der MHL eingesetzt, aber der Unterschied zur höchsten Spielklasse und der „Sprung“ ist für die Youngster einfach riesengroß und nicht zu bewältigen.“
Andererseits, Ihr habt Euch in der Landesliga immer zwischen den Rängen 2-und 5 bewegt, und seit 3 Jahre in der höchsten O.Ö. -Liga, da ist trotzdem großer Respekt angebracht?
„Da waren wir immer halbwegs vollzählig, im 1. Jahr in der LT1- O.Ö. -Liga eroberten wir 10 Punkte, schlugen z.B. St.Stefan im Finish 3:0 und waren damals wesentlich besser dotiert im Kader.
Wenn ich richtig liege, war Dir immer der Erfolg der gesamten Mannschaft wichtiger als herausragende Einzelleistungen, oder?
Stimmt, Ronny und ich hatten nie eine „Star-Spielerin“, wohl Kickerinnen, die herausstachen, aber immer stand das Team im Vordergrund. In der Landesliga hatten wir da die schönste Zeit, aber in der LT1-O.Ö.-Liga war dann der Niveau-Abfall zu spüren, wenn die gegnerische Ergänzungsbank noch mit 4 gleichwertigen Akteurinnen aufwarten konnte und wir da aus den genannten Gründen im Nachteil waren.
Was hat Dir in den 8 Jahren Deines Wirkens die meiste Freude bereitet?
„In der Saison 2016/17 als „Co“ und den folgenden Jahren als Cheftrainer gab es eine ganze Reihe von Positiva, die Entwicklung einzelner Spielerinnen, ihre Einsatzfreude, der Teamgeist, die Zeit in der Landesliga, der Einbau des Nachwuchses oder auch der frühere gute Trainingsbesuch. Die Spielerinnen wurden aber älter, jetzt dämpfen berufliche und schulische Anforderungen ihre Ambitionen, obwohl ich noch immer staune, wie Fußballerinnen den Weg aus Molln oder Bad Hall zu uns auf sich nehmen, obwohl sie näher zu ihrem Wohnort andere Mannschaften vorfänden“.
Umgekehrt: welche Erlebnisse wären Dir besser erspart geblieben?
Da gab es nicht allzu viele, eher waren es die schweren und langwierigen Verletzungen oder spontane Ausfälle wegen Krankheit usw. wenn ich mich schon auf die volle Besetzung am Wochenende freute.“
Hast Du es jemals bereut, diese Funktion übernommen zu haben?
„Nein, nie, auch wenn es manchmal hart war, aber das ist eben Fußball. Denn es gab auch Höhepunkte, z.B. Spiel gegen den LASK im Stadio Pasching usw….Alles hat seine Zeit und diese Phase meiner Tätigkeit ist jetzt einmal vorbei“.
Wie siehst Du die Entwicklung des Fußballs im o.ö. Unterhaus in den letzten Jahren?
„Hat mir gut gefallen, das Spielniveau wurde beachtlich gesteigert, einige Tams, mit denen wir uns früher duellierten z.B. TSV Ottensheim oder SPG Wallern/Krenglbach haben sich sehr gut entwickelt. Dazu gabe es die Bemühungen von Manfred Feichtinger und Karl Römer Nachwuchsbereich, wie den U 14- Girls-Cup, den Youngster-Cup, so soll es wieder weitergehen“.
Was würdest Du Dir für die Zukunft der Fußballerinnen, sei es im eigenen Verein oder im Unterhaus wünschen?
„Dass die Mädels des SV Windischgarsten ordentlich weiterarbeiten sollen, noch enger zusammenrücken, ihren Trainingseifer steigern, gemeinsam kämpfen, dass sie aus diesem Strudel wieder herauskommen“.
Für das Unterhaus: möge die Unterstützung durch den OÖFV noch gesteigert werden , es ist ein guter Weg, der der hier eingeschlagen wurde.“
Seit wann hast Du eigentlich mit Deinem „Co“ Ronny zusammengearbeitet?
„Das ist keine alltägliche Geschichte (schmunzelt): „Als Trainer war ich früher für den SV Spital/Pyhrn tätig und coachte dort auch Ronald Hüttner. Er lud mich zu seiner Hochzeit ein und dort habe ich ihn gefragt, ob er in Zukunft mit mir als Trainer tätig sein wolle. Er hat auch zu mir „ja“ gesagt und seitdem coachten wir gemeinsam.“
Ronny und Du habt dann ein perfektes Betreuerteam gebildet, wer soll in Eure Fußstapfen treten?
So viel ich weiß, wurde Alois Steiner, der Vater einer Spielerin, als neuer sportlicher Leiter Damen installiert, den neuen Cheftrainer kenne ich noch nicht, aber mit ihm soll auch schon seitens des Vereines Verhandlungen geben.“.
Deine, oder Eure? persönlichen sportlichen Zukunftspläne?
Naja, ganz weg in der Fußball-Pension bin ich noch nicht, mit Ronny werde ich im Frahjahr bei der MHL „aushelfen“, weil der Betreuer aus beruflichen Gründen kürzertreten muss. Wir werden coachen und die Girls auch zu den Spielen begleiten. Im Sommer lasse ich dann alles auf ich zukommen, gut möglich, dass ich mich wo engagiere. Wo ich etwas bewegen kann“.
Lieber Peter, herzlichen Dank für das ausführliche „Abschiedsgespräch“ und Deine stets ausgezeichnete Zusammenarbeit; ebenso gut möglich ist, dass ich auf Dich wieder zukomme, weil Dich eine neue Aufgabe reizt!
Helmut Pichler