Nach 255 Spielen (!) für die Union Kleinmünchen bzw. die SPG BW Linz/Kleinmünchen verabschiedete sich die Ausnahme-Fußballerin von den Linzerinnen und heuerte in der LT1- O.Ö.-Liga als Cheftrainerin bei der SPG Wallern/Krenglbach an; das Ligaportal bat die Vorzeigesportlerin um Details:
Ligaportal: „Aurelia, was hat Dich zu dieser Entscheidung motiviert?
Aurelia Zeilinger: „ Ich hatte bereits am Anfang der abgelaufenen Saison beschossen, dass dies meine letzte Saison als Spielerin werden wird. Es war mir wichtig, diesen Schritt bei der SPG BW Linz/Kleinmünchen zu machen, da der Verein auf Grund der dort herrschenden Menschlichkeit und Ehrlichkeit zu meiner fußballerischen Heimat geworden ist. Deshalb bin ich auch damals vom FC Bergheim, bei dem ich ebenfalls eine schöne und lehrreiche Zeit verbracht habe, wieder zurück „nach Hause“ gewechselt. Auf Grund bestimmter Vorgänge im Verein habe ich mich bereits im Frühling dazu entschieden, die noch ausstehenden Spiele in der FFA zu absolvieren. Als dann nach ein paar fußballfreien Wochen die Anfrage von der Spielgemeinschaft Wallern/Krenglbach kam, habe ich mich genauer mit der SPG auseinandergesetzt und schnell festgestellt, dass dort sehr gute infrastrukturelle Rahmenbedingungen herrschen. In Kombination mit dem Potenzial der Spielerinnen war für mich dann klar, dass es für mich richtig ist, diesen Posten zu übernehmen und ich bin froh, dass ich nun hier bin!“
Solltest Du nicht gemeinsam mit Katharina Meßthaler die sportliche Leitung der Frauenfußball-Akademie OÖ übernehmen?
„Das ist richtig, ich habe auch bereits berufliche Vorkehrungen dahingehend getroffen. Da der Verein Union Kleinmünchen seit der Übernahme der neuen Führung eine Richtung eingeschlagen hat, mit der ich mich nicht identifizieren will und nicht identifizieren kann, habe ich für mich die Weichen neu gestellt und entschieden, die Leitung nicht zu übernehmen, eine Entscheidung, die mir schwergefallen ist, da es eine große Chance und auch Ehre gewesen wäre, die Pionierarbeit von Gery Reindl aufzugreifen und weiterzuführen“.
Bei Deinem neuen Verein agiert Markus Hütter-Rauschmayr als sportlicher Leiter (Frauen), hat Eure gemeinsame Zeit bei Kleinmünchen bei Deiner Entscheidung eine Rolle gespielt?
„Markus und ich kennen uns schon lange und natürlich ist es für beide Seiten hilfreich, wenn bereits eine Verbindung besteht, das erleichtert den Einstieg doch sehr“.
Ist die Enttäuschung über den unglücklich verpassten Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga bei Euch endgültig abgehakt?
„Natürlich waren die Spielerinnen enttäuscht. Nach einer langen Saison, in der sportlich viel richtig gelaufen ist, das große Ziel im allerletzten Spiel zu verpassen… da ist es normal, dass man das nicht von heute auf morgen zur Seite schieben kann. Wir haben nun ein neues Projekt gestartet, die Spielerinnen ziehen voll mit und ich habe schon den Eindruck, dass nach den ersten Trainingswochen die Enttäuschung gewichen ist und wieder Lust und Freude auf die neue Saison herrscht“.
Konntet Ihr die Abgänge weitestgehend durch Neu-Zugänge kompensieren?
„Leni und Susi Bauer sowie Emilia Holzinger sind Spielerinnen, die teilweise Bundesliga-Erfahrung mitgebracht haben. Solche Spielerinnen 1:1 zu ersetzen, ist natürlich extrem schwer bis nicht möglich. Wir konnten aber auch neue Spielerinnen dazugewinnen und wollen und können auch vor allem durch ein gutes Kollektiv überzeugen“.
Bereits in der Vorsaison wies Euer Kader enorme Qualität auf, ist damit nicht automatisch eine hohe Erwartungshaltung des Vereins und der Fans unvermeidlich?
„Ein Verein, der in der Vorsaison im letzten Abdruck den Aufstieg verpasst hat, wird dieses Vorhaben natürlich in der Folgesaison wieder in Angriff nehmen wollen. Wir haben für uns klare Ziele definiert, manche davon kurzfristig, andere langfristig. Wichtig für uns ist, dass wir mit gutem Fußball und unserer Leidenschaft die Zuseherinnen und Zuseher mitreißen können“.
Wann erfolgte der Start in die Vorbereitung für die neue Saison, hast Du den kompletten Kader (unverletzt) zur Verfügung?
„Trainingsstart war am 9.Juli. Zurzeit haben wir noch die eine oder andere Spielerin mit einer kleineren Blessur und immer wieder Spielerinnen, die im Urlaub sind. Aber im Großen und Ganzen können wir unsere Trainings sehr gut durchziehen“.
Die Auslosung im ÖFB-Cup hat Euch am Wochenende 9/10. August den LASK als Heimgegner beschert, „Glückslos“ oder wolltet Ihr eher einige Runden weiterkommen?
„Wir freuen uns, uns mit einem der „Großen“ messen zu dürfen und hoffen auf ein packendes Spiel vor vollem Haus“.
Im „Voest-Alpine-Ladies“ Cup gastiert Ihr Anfang September beim Landesligisten Union. Lembach, ist das der Auftakt zur erfolgreichen Pokalverteidigung?
„Wir wollen natürlich wieder so weit wie möglich kommen, werden aber keinen der Gegner unterschätzen“.
Irre ich, oder sind für Dich die Saisonziele: Verteidigung des „Doubles“ und dann Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga?
„Für mich sind die Ziele vor allem: die Spielerinnen individuell und das Team im Ganzen weiterentwickeln. Sollte uns das gelingen, sind die von Dir genannten Ziele durchaus in Reichweite“.
Mit Ausnahme eines „Intermezzos“ zwischen Juli 2019- Jänner 2022 beim FC Bergheim hast Du nur für die Union Kleinmünchen und die nachfolgende Spielgemeinschaft die Fußballschuhe geschnürt, Deine schönsten Erinnerungen?
„Gerne erinnere ich mich an den Aufstieg in die 1. Bundesliga in meiner ersten Saison bei Kleinmünchen. Danach erfolgten schöne Jahre in der Bundesliga. Ein weiteres Highlight war sicherlich auch der Wiederaufstieg bereits in der Spielgemeinschaft mit Blau Weiß und das erste Meisterschaftsspiel im neuen Donauparkstadion im Blau- Weiß- Dress“.
Wie löst Du die logistischen Herausforderungen zwischen Wohnort, Trainingsstätte und beruflichem Mittelpunkt?
„Das ist in der Tat oft schwierig zu handhaben, aber ich verfüge hierbei ja über jahrelange Erfahrung mit noch weiteren Strecken (schmunzelt)“.
Und weil er Dich jahrelang erfolgreich begleitet hat, noch eine Frage: „sagte Dein Papa Wolfgang dem Frauenfußball endgültig ade?“
„Nein, und ich bin sehr froh darüber, dass ich ihn für das Projekt Wallern/Krenglbach gewinnen konnte und im Trainerteam zur Seite habe, da er über eine Menge Erfahrung im Frauenfußball verfügt, wie wenige andere in Oberösterreich“.
Dass Du Deine kostbare Zeit geopfert hast, rechne ich Dir hoch an, bedanke mich herzlich für Deine präzisen Infos und wünsche Dir und Wolfi, dass Ihr an der neuen Wirkungsstätte große Erfolge mit Eurem neuen Team feiern könnt!
Helmut Pichler