Die Allrounderin in Sachen Fußball skizziert im „Ligaportal“-Interview ihre bisherige Laufbahn und gibt einen ersten Ausblick auf ihre Ziele in der Schiedsrichterkommission:
Ligaportal: Frau Grechhamer, herzliche Gratulation zu Ihrer neuen Funktion, was hat Sie zur Übernahme motiviert?
Lisa Grechhamer: „Vielen Dank! Es ist mir eine große Ehre, in die Fußstapfen der renommierten und langjährigen Schiedsrichterin Agnes Sirka Prammer treten zu dürfen. Da ich selbst drei Jahre als Schiedsrichterin aktiv war und viele Menschen im Fußball- und Schiedsrichterwesen kenne, ist es mir ein großes Anliegen, gerade die Frauen in diesem Bereich zu unterstützen und zu fördern“.
Wird es auch eines Ihrer vorrangigen Ziele ähnlich Ihrer Vorgängerin sein, Frauen als Schiedsrichterinnen zu gewinnen?
„Ja, das hat für mich absolute Priorität. Wir brauchen dringend neue Schiedsrichterinnen. Gleichzeitig ist es mir aber genauso wichtig, die bereits aktiven Kolleginnen zu begleiten und zu stärken, damit wir sie langfristig im Schiedsrichterwesen halten können“.
Wann wurden Sie erstmals mit dem „Virus“ Fußball infiziert?
„Das Fußballfieber hat mich schon mit fünf Jahren gepackt. Mein Vater nahm mich damals regelmäßig auf den heimischen Fußballplatz mit. Mit 14 Jahren durfte ich meine erste Nachwuchsmannschaft als Trainerin übernehmen, und mit 15 absolvierte ich die Nachwuchstrainerausbildung in Obertraun. Früh war mir klar: Ohne Schiedsrichter:innen geht es nicht. Auf Anregung von Regionalliga-Schiedsrichter Manfred Erlinger habe ich es dann in Wels selbst versucht. Nach drei Jahren musste ich aus zeitlichen Gründen aufhören, habe aber bis heute engen Kontakt zu vielen Schiedsrichter:innen auf den verschiedensten Sportplätzen“.
Bei welchen Vereinen waren Sie als Fußballerin tätig?
„Ich war 25 Jahre lang in meiner Heimatgemeinde Bad Schallerbach aktiv, hatte ein Gastspiel beim SV Schlüßlberg (heute SV Krenglbach) und spielte in Linz in der zweiten Mannschaft des Bundesligisten Union Kleinmünchen. Durch meine Knieprobleme war ich zwar nie eine fixe Stütze in den Teams, habe aber immer mit Leidenschaft gespielt und meine Energie besonders in die Nachwuchsarbeit gesteckt. Heute habe ich beim SV Europlan Pram meine sportliche Heimat gefunden“.
Blieben Sie von schweren Verletzungen verschont?
„Zum Glück ja. Schwere Verletzungen hatte ich keine, allerdings blieb ich von Knieproblemen nicht ganz verschont“.
An Ihre Laufbahn als Aktive schlossen sich welche Tätigkeiten an?
„Parallel zu meiner aktiven Zeit war ich immer im Nachwuchsfußball als Trainerin tätig. Das war und ist mir ein Herzensanliegen. Ohne eine starke Nachwuchsarbeit fehlt den Kampfmannschaften irgendwann die Basis – und dann müssen Spieler teuer von außen geholt werden“.
Was waren dabei bisher Ihre schönsten Erlebnisse?
„Ein besonders schöner Moment war, als ich meinen ehemaligen Nachwuchsspieler Timo Weinberger beim Baumit Cup spielen sah. Aber auch jeder Sieg mit meiner aktuellen U12-Mannschaft des SV Europlan Pram ist ein Highlight. Erfolge gemeinsam zu feiern – ob Siege oder Fortschritte – das ist für mich das Schönste am Fußball“.
Weibliche Schiedsrichterinnen sehen sich bei ihrer Tätigkeit durch familiäre Verpflichtungen oft noch stärker belastet als ihre männlichen Pendants, wo wäre Ihrer Ansicht nach effektive Hilfestellung möglich?
„Hier braucht es gemeinsames Handeln. Verbände, Schiedsrichterinnen und die Verantwortlichen im Schiedsrichterwesen müssen zusammenarbeiten, um flexible und praxisnahe Lösungen zu finden. Nur so können wir die Rahmenbedingungen verbessern“.
Ich bin war unsicher, ob das in Ihe aktuelle Kompetenz fällt, stelle aber trotzdem die Frage: in den letzten Jahren häufen sich die gelb-roten Karten für Trainer in den Frauenspielen, fehlt es an richtiger Kommunikation und gegenseitiger Wertschätzung zum Nachteil des Frauenfußballs?
„Respekt und Wertschätzung müssen schon im Nachwuchsbereich vermittelt werden. Wenn Trainer:innen gegnerische Spieler:innen oder Schiedsrichter:innen beleidigen, hat das nichts mehr mit Sport zu tun. Dieses Problem betrifft nicht nur den Frauenfußball, sondern den gesamten Nachwuchs- und Amateurbereich“.
Ihre größten Wünsche und Ziele für die nächste Zeit?
„Mein Ziel ist es, gemeinsam mit dem OÖFV, den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern in Oberösterreich sowie allen Fußballvereinen den Frauenfußball nachhaltig zu stärken und noch attraktiver zu machen. Dabei möchte ich nicht nur neue Schiedsrichterinnen gewinnen, sondern auch die aktiven Kolleginnen bestmöglich unterstützen. Mir ist wichtig, Strukturen zu schaffen, die langfristig tragen, und ein Umfeld, in dem Respekt, Zusammenhalt und Freude am Fußball im Mittelpunkt stehen. So können wir mehr Frauen für den Fußball begeistern und den Sport insgesamt bereichern“.
Vielen herzlichen Dank für Ihr präzises Statement und viel Erfolg und Freude in Ihrer neuen Funktion!
Helmut Pichler