In den letzten 3 Jahrzehnten war die exzellente Torhüterin aus dem Frauenfußball in Oberösterreich nicht wegzudenken, so absolvierte sie zuletzt im August 2 Meisterschaftsspiele für die SPG FNZ Linz Süd Ebelsberg/Dionysen; das Ligaportal führte mit der „Langzeit-Stütze“ das folgende ausführliche Interview:
Ligaportal: Alexandra, wie haben Sie es geschafft, solange Zeit topfit mit den jüngeren Teamkolleginnen mithalten zu können?
Alexandra Pichler: „Ich besuche regelmäßig das Fitness-Studio und gehe Laufen, um mich fitzuhalten. Früher habe ich auch noch Tennis gespielt, aktuell habe ich aber noch eine andere, liebe „Trainingspartnerin“, meine Labrador-Beagle-Dame Jessy, die mich täglich fordert.“
Sie begannen 1995 bei der Union Babenberg mit 15 Jahren, eher „später“ als die heutigen Talente?
„Die Zeiten haben sich gewaltig zugunsten des Mädchen- und Frauenfußballs geändert. Ich werde beinahe neidisch, wenn ich sehe, welche Möglichkeiten den Mädels für ihren Lieblingssport geboten werden. Nur ein Bespiel: im nächsten Jahr wird vom 13.-17. Juli vom FNZ LINZ SÜD Ebelsberg / Dionysen in Kooperation mit Bayern München ein Campus-Training veranstaltet, wo sich Jungen und Mädchen bis 18 Jahre beteiligen können, eine grandiose Sache! Da hätte ich gerne mitgemacht, bin aber leider um 20 Jahre zu früh auf die Welt gekommen (lacht)“.
Wurden Sie immer ausschließlich als Torhüterin eingesetzt?
„Nein, ich begann bei Babenberg als Verteidigerin und wenn wir im Finish „alles nach vorne warfen“, rückte ich auch in den Angriff vor und erzielte auch einige Tore. Als sich aber die Standard-Keeperin langwierige schwere Handverletzungen zuzog, wurde ich ins Tor „beordert“. Später durfte ich auch manchmal bei U. Kleinmünchen 1 b als Feldspielerin agieren".
Wie erfolgreich war Ihr Team?
„1997/98 und 98/99 belegten wir mit Babenberg Linz Süd hinter Kleinmünchen 1 b und dem SV Garsten Rang 3 in der Frauen-Landesliga.“
Im Jänner 2000 wechselten Sie zu Union Kleinmünchen, ein schwieriger Start?
„Nein, ich war damals auch in der O.Ö.-Auswahl tätig, kannte daher schon einige Spielerinnen und die anderen machten mir auch den Einstieg leicht. Ich hätte gerne bei den Linzerinnen auf dem Feld agiert, aber die erinnerten sich an meine Torhüter-Zeiten bei Babenberg und so landete ich wieder im „Gehäuse“.
Wie erfolgreich waren Sie mit den Linzerinnen, woran haben Sie die schönste Erinnerung?
„Da sticht 1 Ereignis heraus: 2001 verloren wir im Wiener Ernst-Happel-Stadion das österreichische Cupfinale gegen den USC Landhaus mit 1:10, zum großen Entsetzen unserer Fans, die uns mit 2 Fünfziger-Bussen nach Wien begleitet hatten. Wenig später trafen wir im erstmals ausgetragenen Supercup-Finale im Innsbrucker Tivoli-Stadion erneut auf den USC Landhaus, aber mit „schüttererer“ Begleitung, weil sich unsere treuen Anhänger eine weitere Enttäuschung ersparen wollten. Durch einen Treffer von Judith Riederer gingen wir mit 1:0 in Führung und verteidigten diesen knappen Vorsprung mit letztem Einsatz bis zum Schlusspfiff. Angefeuert wurden wir von ZuschauerInnen aus Kärnten, die sich das nachfolgende Männer-Cupfinale FC Kärnten- FC Tirol Innsbruck (2:1 n.V.) nicht entgehen lassen wollten“.
2008 schlossen Sie sich mit einigen Teamkolleginnen der SCU Ardagger an, warum?
„Ich war jung, beim Verein und auf Trainerebene hatte sich viel verändert, ich wollte einfach weg, die Trennung erfolgte nicht ganz im Guten. Mit mir wanderten auch noch einige Teamkolleginnen zum USC Ardagger: Isabell Köck, Kerstin Koppler, Kathi Strauchs….Wir hielten uns noch einige Zeit in der obersten Spielklasse, aber zahlreiche Wechsel und andere Umstände führten schließlich zum Niedergang des Vereins.
Ich legte eine Pause im Frauenfußball ein, trainierte mit einer Freundin die U 7 bis U 10 bei Union Haid und war auch bei Westbahn als Tormanntrainerin tätig“.
Ihre nächste Station war die Union Neuhofen/Krems, wohin es ehemalige Fußballerinnen von Kleinmünchen 1 b “verschlagen“ hatte?
„Mit Trainer Thomas Lang waren einige Fußballerin dorthin gewechselt, ich wollte mich als Feldspielerin versuchen und hatte das Pech, mich an der Achillesferse zu verletzen, worauf ich beschloss, endgültig mit dem Fußball aufzuhören.“
Warum kam es dann doch wieder anders?
„Weil ich mich damit sehr schwertue, „Nein“ zu sagen, wenn mich jemand um etwas bittet. Bei der ASKÖ Dionysen/Traun und der späteren Spielgemeinschaft mit dem FNZ LINZ SÜD Ebelsberg herrschte Personalnot und so bin ich eingesprungen und habe im Tor „ausgeholfen“. „Alte Liebe rostet nicht“ gilt bei mir für den Frauenfußball und so bin ich immer wieder zu Einsätzen gekommen“.
Größte Auszeichnung war aber Ihre Einberufung 2007 in den ÖFB-A-Teamkader, wie war die Aufnahme durch das Team?
„Insofern einfach, als ja einige Kleinmünchen-Vereinskolleginnen dabei waren wie Gerti Stallinger, Isabell Hochstöger, Petra Ortmair, und dazu kannte ich einige Internationale ja auch aus der Bundesliga. Damals waren die Aktiven „überschaubar“, man war zwar in den Meisterschaftsspielen Gegnerinnen, aber nach dem Match auch befreundet.
Mussten Sie in Ihrer Laufbahn auch mit schweren Verletzungen kämpfen?
„Mit einem Muskelfaserriss, einer gebrochenen Kniescheibe und eben einer „beleidigten“ Achillessehne musste ich mich herumschlagen, aber ansonsten bin ich heil geblieben“.
Ist für Sie eine Tätigkeit als Cheftrainerin denkbar?
„ Der Zeitaufwand wäre mir zu groß, obwohl mir das Coachen an der Seitenlinie sicherlich Spass machen würde".
„Auf Knopfdruck bereit sein“ ist Ihnen trotzdem geblieben?
„Ja, ich gehöre mit meinem Hund einer Hundestaffel an, die beim Suchen von abgängigen Menschen eingesetzt wird. Wir trainieren wöchentlich und stehen im Bedarfsfall bereit, zeitlich äußerst unterschiedlich. Mein Hund ist mit 13 Jahren zwar schon in „Altersteilzeit“, der Geruchssinn funktioniert aber noch hervorragend, ein großer Vorteil bei der Suche mit der Leine, die auf dem individuellen Geruch des Menschen aufbaut.
Großer Respekt vor Ihrer sozialen Einstellung, was sind Ihre Wünsche für die nahe Zukunft?
„Vorrangig die Gesundheit, wobei ich mir eine Steigerung gegenüber dem letzten Jahr erhoffe, damit ich weiter meine Aktivitäten zeitlich meistern kann.“
Für Ihre Bereitschaft zum Gespräch bedanke ich mich ganz herzlich, möge Ihnen und wünsche Ihnen trotz großem sozialem Einsatz Ihre "Leidenschaft Fußball" nicht verloren gehen!
Helmut Pichler