Frauen in OÖ

UMBRUCH: Nach dem Abgang von Leistungsträgerinnen orientiert sich die SPG Pettenbach / BW Stadl Paura in der MHL neu!

Der Herausforderung, mit ganz jungen Kräften wieder ein schlagkräftiges Team zu formen, stellt sich die Spielgemeinschaft mit großer Zuversicht, wie Trainerin Michelle Huss (Stadl-Paura) dem Ligaportal verriet:

Ligaportal: Michelle, wann wurde das MHL-Team gegründet, wann hast Du als Coach übernommen?

Michelle Huss: „Unser Team hat sich aus dem Girls-Cup heraus entwickelt. Der Umstieg in die MHL ist in dieser Saison (2025/2026) erfolgt, da wir den Mädchen eine neue, größere Herausforderung bieten wollten und auch einige Spielerinnen altersbedingt im Girls-Cup nicht mehr spielberechtigt gewesen wären. Ich selbst bin seit Beginn an als Coach dabei. Wir wussten von Tag eins an, dass das eine Mammutaufgabe wird, die viel Zeit und Geduld erfordert, aber wir nehmen die Herausforderung mit voller Leidenschaft an“.

Wer unterstützt Dich bei Euren Agenden, wie wird die Arbeit aufgeteilt?

„Julia Berner, selbst Spielerin bei der Kampfmannschaft der SPG Eberstalzell-Ried-Pettenbach, und ich. betreuen gemeinsam die Mädchen. Wir sind ein gut eingespieltes Team und verfolgen die gleichen Ziele. Es ist eine sehr angenehme Zusammenarbeit, wo jede von uns überall anpackt. Wir werden auch noch von andern KM-Spielerinnen unterstützt, die immer wieder zu den Spielen mitfahren und Aufgaben übernehmen. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, ein großes Dankeschön an Julia auszusprechen, die neben ihrer aktiven Karriere, sich auch noch die Zeit nimmt, die Mädchen zweimal in der Woche zu trainieren und bei jedem Spiel mit von der Partie ist. Das erledigt sie nicht nur als Coach, sondern unterstützt auch noch aktiv unsere Mannschaft im Tor, um ihnen einen guten Rückhalt zu bieten“.

Wie groß ist Euer Kader, wie oft wird trainiert?

„Aktuell umfasst unser Kader etwa 20 Mädchen. Wir trainieren zweimal pro Woche in Pettenbach und einmal in der Woche in Stadl-Paura, wobei es den Mädchen, schulisch bedingt, leider nicht gelingt 3 x pro Woche die Fußballschuhe zu schnüren, bei manchen geht sich leider überhaupt nur ein Training in der Woche aus. Da viele unserer Spielerinnen erst im späteren „Alter“ mit dem Fußballspielen begonnen haben, legen wir in diesen Einheiten einen extrem großen Fokus auf die fußballerischen Grundlagen, Taktikverständnis und vor allem das Ballgefühl“.

Bestreitet Ihr auch noch den U 14- Girls-Cup bzw. den U 12- Youngstar-Cup?

Da unser Hauptaugenmerk jetzt auf der Konsolidierung in der MHL liegt, haben wir uns entschieden, uns in dieser Saison voll auf die MHL zu konzentrieren. Auch die taktische Arbeit ist auf ein MHL-Spielfeld (von 16er zu 16er) ausgelegt, mit einer Spielform 8+1 im Gegensatz zum Girls Cup, wo mit 6+1 auf ein Kleinfeld in Turnierform gespielt wird“.

Pettenbach und Stadl-Paura waren jahrelang „Hochburgen“ des Nachwuchsfußballs, warum hinken die Mädels aktuell hinterher, kamen die größten Talente „abhanden“?

„Der Abgang von einigen langjährigen Leistungsträgerinnen, welche den Sprung in Akademien geschafft haben, war sicherlich spürbar und hat die Mannschaft vor einen kompletten Neuanfang gestellt. Unser aktuelles Team besteht größtenteils aus Mädchen, die (sehr) spät zum Fußball gefunden haben. Das ist natürlich ein struktureller Nachteil gegenüber Teams, die seit der U8 mit dem Ball arbeiten.

Deshalb ist der derzeitige Tabellenplatz eine Momentaufnahme und spiegelt nicht die enorme Entwicklung wider, die die Mädels gerade durchmachen. Wir sind dabei, die Mannschaft von Grund auf neu aufzubauen, und dieser Prozess braucht Zeit, Ausdauer und vor allem: Optimismus!

Die Leidenschaft, Fußball zu spielen, und der Teamgeist sind aber sicher trotz der Niederlagen groß?

„Absolut! Wenn man sieht, wie diese Mädchen auf dem Platz fighten, wie sie sich gegenseitig pushen und nie den Kopf hängen lassen, dann ist das mehr wert als jeder Sieg. Kampf, Leidenschaft und ein unglaublicher Teamgeist – das sind die Tugenden, die uns auszeichnen. Das wurde uns auch schon von gegnerischen Trainern bestätigt! Wir spielen nicht nur Fußball, wir leben es, und wir lernen mit jeder Niederlage. Aufgeben ist für uns keine Option!“

Habt Ihr auch Spielerinnen, die parallel auch noch in Burschenteams tätig sind?

„Nein, aktuell nicht. Das bedauern wir etwas, denn wir sehen das Training in Burschenteams als hervorragende Schule für Tempo und Robustheit“.

Eure sportlichen Ziele und Wünsche für die nächste Zeit?

„Unser größtes sportliches Ziel ist es, in der Mädchen-Hobby-Liga Fuß zu fassen. Wir scheitern momentan oft im letzten Drittel, wo uns die letzte Konsequenz und das Herausspielen effektiver Torchancen fehlt. Mein Wunsch ist es, dass wir genau diese Hürde bald knacken und die Mädchen das erste Tor bejubeln dürfen.

Wir sind positiv gestimmt, dass wir mit weiterer harter Arbeit und dieser unglaublichen Einstellung bald die ersten Früchte ernten werden. Der Weg ist das Ziel, und diesen Weg gehen wir gemeinsam, mit 100% Einsatz, denn Aufgeben gibt es nicht“.

Ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch mit spannenden Einblicken und wünsche Euch sehr, dass Eure Bemühungen bald von großem Erfolg gekrönt sind!

Helmut Pichler