Frauen in OÖ

„Sparringpartner“ Altmünster mit dem LASK-Test hochzufrieden!

Nachdem sich die Elf vom Traunsee sehr mutig als Testpilot für den neuen Giganten LASK und die Erprobung des VAR zur Verfügung gestellt hatte, wollte das LIGAPORTAL die Stimmung beim Landesligisten ausloten und die Pläne des bisherigen Cheftrainers Jürgen Wabitsch nach der „Trainer-Rochade“ in Erfahrung bringen:

 

Jürgen, im "Abbruch"-Herbst seid Ihr an zweiter Stelle der Landesliga gelandet, wie sehr hat Corona die Saison 2020/21 beim FCA beeinflusst?

„Das abrupte vorzeitige Ende haben wir zwar sehr bedauert, aber wir haben die Zwischenzeit genützt, um uns zu verstärken. Wir haben unseren aktuellen Kader auf 24,25 Spielerinnen erweitert.

Die Entwicklung verläuft positiv, leider hat sich die 1- jährige Aufbau-Arbeit für Jana Appl (jetzt LASK) für uns nicht gelohnt, wir wünschen dem großen Talent aber viel Glück für ihre weitere Karriere!“

Ihr seid gut in die Vorbereitung gestartet, Beim „Pflichtsieg“ des LASK- Starensembles habt Ihr Euch mit 0:2 prächtig geschlagen, trotz 5 ÖFB-Internationalen und weiterer Prominente auf der Gegenseite?

„Ob wir uns zu diesem Test bereiterklären sollen, der vom Lask logischerweise als Auftakt gewonnen werden sollte, habe ich länger überlegt. Schließlich bewog mich auch der VAR-Test zur Zustimmung. Nach dem frühen Verlust-Tor nach wenigen Minuten hatte ich Bedenken, doch in ein zu erwartendes Debakel zu laufen, aber 10 Minute später fanden wir sogar eine reelle Ausgleichschance vor. Dann folgte auch noch das 0:2, völlig verdient, denn unser Gegner war eindeutig besser. Muss er aber auch sein, denn da wurde ein hochkarätiger Kader zusammengestellt, der als Oberösterreich -Auswahl glänzen würde. Für uns war es ein respektables Ergebnis, ich bin hochzufrieden und für unsere Mädels, die alle 18 eingesetzt wurden, war es ein bleibendes Erlebnis, auch weil wir sogar einige „Einsteigerinnen“ aufboten und trotzdem nicht untergingen.“

Rekordlerin Kathi Hrouda (auch beste Vereinstorschützin mit 104 Treffern!) absolvierte ihr 249. Pflichtspiel, war die Kapitänin wieder „Ruhepol“ in der Defensive?

„Ganz sicher, die „Paradefußballerin“ bot eine Glanzleistung, zu der auch als „Kiebitz“ Toptorjägerin Naile Bilali (früher: Tairi) lobend anmerkte: „diese Keeperin braucht den Vergleich mit den LASK-Torhüterinnen keinesfalls zu scheuen!“ Aber auch alle anderen Spielerinnen gingen an ihre Leistungsgrenze und für diese ehrenvolle Niederlage gegen das Top-Team der LT1- O.Ö.-Liga motiviert uns sicher für den Herbst“.

Welche weiteren Vorbereitungsspiele für die Landesliga stehen auf Eurem Programmzettel?

„Gestern schlugen wir den Vöcklabrucker SC mit 6:0 (4:0) durch Tore von: Julia Spießberger, Nora Frankowicz, Annika Reisenberger, Valerie Hametner, Theresia Stockinger und Christina Kerschbaumer.

Gab es gravierende Veränderungen im FCA- Kader, etwa Zugänge?

Von der union Pettenbach kommt Julia Spießberger zu uns, außerdem Kerschbaumer (U. Kleinmünchen) und Michaela Zauner (Ebensee).

Seid Ihr wegen der zahlreichen Abgänge von Spielerinnen aus Kleinmünchen A und 1 b zum Lask bei Clarissa Seiringer zum Handkuss gekommen?

„Clarissa hat sich bei uns extrem wohlgefühlt, wir sind schon enttäuscht, dass ihr „Gastspiel“ bei uns nur 3 Spiele dauerte, haben aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es nicht doch noch eine Lösung gibt, die in erster Linie die Situation der Spielerin berücksichtigt und verbessert“.

Teilst Du die Sorgen etlicher Unterhaus-Trainer und – Funktionäre hinsichtlich der aktuellen Entwicklung des Frauenfußballs in Oberösterreich?

„Den starken Rückgang an Frauenmannschaften in den letzten Jahren finde ich besorgniserregend. Die Tendenz, dass die Unterhausvereine nur mehr als Ausbildungsstätte oder „Sparringpartner“ für die obersten Frauenteams dienen sollen, geht ebenfalls in die falsche Richtung. Indem die Leistungsträgerinnen den kleinen“ Vereinen abgeworben werden, gerät die Stabilität der Unterhaus-Teams ins Wanken.“

Wo siehst Du eventuelle Ansatzpunkte, um in Zukunft „die Schere“ zwischen den „Großen“ und den „kleinen“ Frauenteams nicht zur ganz großen Sackgasse für den Frauenfußball werden zu lassen?

„Ich würde bei der Nachwuchsarbeit beginnen, es gibt Vereine, die zwar Mädchen in ihren „gemischten“ Teams haben, aber über keine eigene Frauenmannschaft verfügen. Diese Talente sollten weiter gefördert werden bei Stützpunkten (auf dem Land) und dafür sollte Geld von den Großvereinen in die Hand genommen werden. Wenn deren Ausbildung abgeschlossen ist, sollten die „fertigen“ Spielerinnen aber nicht nur den Großvereinen, sondern auch anderen interessierten Mannschaften zugänglich sein. Dafür wäre natürlich außer Geld auch noch eine Menge Geduld und Zeitaufwand erforderlich. Ich verfolge seit Jahren di Entwicklung beim SK Sturm Graz und stelle fest, deren intensive Aufbauarbeit hat sich gelohnt“.

Gerüchten zufolge Bist Du mit dem Aufbau eines Frauenteams beim SV Ried betraut, verlässt Du bald den FC Altmünster?

„Richtig ist, dass ich beim FC Altmünster in die zweite Reihe zurückgetreten bin, Cheftrainer ist in der neuen Saison Philipp Karlinger, ich assistiere und kümmere mich um das scouting sowie die Verpflichtung neuer Spielerinnen.

Beim SV Ried bin ich in ein Projekt eingebunden, von dem ich noch keine Details verraten darf. Aber deswegen verlasse ich den FC Altmünster nicht und bringe mich nicht selbst um die Früchte meiner Aufbauarbeit in den letzten 3 Jahren“.

Wie lauten Deine Wünsche und Ziele für den Herbst?

„Die Ziele für die Mannschaft wird Philipp vorgeben, ich wünsche mir nur, dass dieses Team möglichst lange zusammenbleibt. Die Mädels haben sich zusammengefunden und unternehmen auch außerhalb des Sportplatzes viel gemeinsam. Der junge Altersschnitt, dazu die Bereitschaft von jeder, für die andere, alles zu geben, sollte der Mannschaft einen Platz in der vorderen Tabellen-Hälfte ermöglichen“.

Die Prachtleistung gegen die Spitzenmannschaft LASK sollte die Elf vom Traunsee ermutigen (Foto: Klaus Stelzhammer)

Dr. Helmut Pichler