Frauen in OÖ

Wird der Frauenfußball in Oberösterreich ins Out gekickt?-Teil 6!

„Der Mensch lebt nicht von der Bundesliga allein“, könnte man in Abwandlung des Bibelzitates sagen, wenn die Rede auf die Entwicklung des Frauenfußballs im „Unterhaus“ in unserem Bundesland kommt. Ein objektiver Beobachter gewinnt dabei den Eindruck, dass die Basis derzeit wankt, wie manche Rückzüge von „kleineren Vereinen“ signalisieren. Im 6. Beitrag legt Andreas Meindl, Cheftrainer der Union Geretsberg, seine Überlegungen dar:

 

Andreas, Ist die Ursache für die Zukunftsangst in Bestrebungen der Großklubs zu sehen?

Meindl: „Nein, das würde ich so nicht unterschreiben, ganz im Gegenteil, ich finde es sogar lobenswert und vor allem irrsinnig wichtig, dass auch "Großklubs" wie zum Beispiel der Lask oder SV Ried sich mit dem Thema Frauen-Fußball auseinandersetzen und diesen fördern. Das Problem liegt meines Erachtens eher darin, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. So kann es nicht sein, dass ein Verein, wie ein Lask, der sich meines Wissens, bisher sehr wenig mit dieser Materie beschäftigte, ohne Fleiß und nur aufgrund von finanziellen Mitteln, einen Startplatz in der LT1- OÖ Liga "erkaufen" kann! Im (Amateur)- Sport sollte die Leidenschaft, der Wille, die Motivation, die Leistung und der Erfolg ausschlaggebend sein. Für mich als Trainer und Sportler steht der Respekt, den sich meine Mannschaft in den letzten Jahren mehr als hart erarbeitet hat, an erster Stelle und kann deshalb nicht akzeptieren, in der höchsten O.Ö.-Liga zu stehen, ohne je einen Tropfen Schweiß vergossen zu haben“!

Lassen sich die fußballbegeisterten Mädels von großen Namen blenden und kehren sie aus unrealistischen Karriere-Erwartungen ihrem Stammverein den Rücken?

„Ich möchte hier keinesfalls den jungen Spielerinnen einen Vorwurf machen, denn wer träumt nicht davon, Teil von etwas Großem zu werden und sich auf ein neues Abenteuer einzulassen“!

Ist der OÖFV mit schuldig am Abwärtstrend der kleinen Vereine durch zu große Nachsicht gegenüber den Großklubs, ist Statuten-Treue noch gegeben?

„Ja, am Abwärtstrend der "kleinen" Vereine ist definitiv der OÖFV schuld, da kann ich dem Kollegen, Mag. Wolfgang Schwetz (SV Fenastra Krenglbach) im Teil 5) der Miniserie nur zustimmen!

Es ist ein Faktum, dass es immer wieder skurrile Entscheidungen gibt, welche für mich einfach nicht nachzuvollziehen sind: aktuelles Beispiel ist der A u s s c h l u ß von Union Kleinmünchen, SV Fenastra Krenglbach und Union Geretsberg aus dem O.Ö. Ladies Cup. Natürlich wurde diese Entscheidung nicht vom OÖFV direkt an die Vereine übermittelt. Erst auf Nachfrage bei Karl Römer wurde uns mitgeteilt, dass wir aufgrund von Terminproblemen nicht daran teilnehmen könnten, was völliges Unverständnis meinerseits hervorruft, denn es wurde nicht im Ansatz im Vorfeld an uns herangetreten! Möglichkeiten, die Spiele auszutragen, hätte es allemal gegeben. Stattdessen wird es still und heimlich „ausgesessen“, um es dann mit einem "jetzt ist es eh zu spät" abzutun.

Der OÖFV und seine Verantwortlichen vergessen aber dabei, wie wichtig dieser CUP für uns „kleine Vereine“ ist! Und zwar, nicht nur finanziell gesehen, da uns regionale Sponsor- Gelder wegfallen, sondern auch sportlich ist es ein "Supergau": nicht jeder Verein ist in der Lage, eine 1b-Mannschaft stellen zu können, und vor allem für unsere jungen Spielerinnen wäre es ungemein wichtig, dort Spielpraxis zu sammeln und sich zu entwickeln. In der Meisterschaft ist ihr Einsatz auf diesem Level oft nicht möglich".

Woher beziehst Du trotz mancher Unzulänglichkeiten Deine unverminderte Motivation für Dein Engagement im Frauenfußball?

„Was mich als Trainer im Frauen-Bereich in den letzten 4 Jahren fasziniert hat, ist der ehrliche Fußball, der hier von allen gelebt und gespielt wird, und langsam sollten auch die Verantwortlichen auf diesen Zug aufspringen. Denn schlussendlich ziehen wir alle an einem Strang und sollen versuchen, den oberösterreichischen Frauenfußball weiterzubringen!

Danke für Deine offenen Worte, auch wenn kritische Anmerkungen nicht fehlten, Fortschritt lebt nun einmal hauptsächlich von der Veränderung!

Dr. Helmut Pichler