Bei d e m Ausnahmespiel sowohl in menschlicher als auch in sportlicher Hinsicht war die torgefährliche Mittelfeld-Regisseurin Sarah Lackner mittendrin; für das Ligaportal ließ die gebürtige Goiserin das Spiel noch einmal Revue passieren:
2. Frauen-Bundesliga:
SV Hirter Kraig-- GAK 4:3 (2:3, 2:3)
Die Vorgeschichte im Zeitraffer: die Gäste lagen in der 1. Begegnung am 2. November zur Pause mit 2:3 voran, Michelle Terkl hatte für die Heimelf in der 15. Minute für das zwischenzeitliche 1:1 gesorgt und Sarah Lackner mit einem Freistoß die Gastgeberinnen nach dem 1:3 in der 31. Minute noch vor der Pause mit einem Freistoß auf 2:3 verkürzt.
Dramatik in der 2. Spielhälfte
Beim Stand von 2:3 wurde das Spiel in der 69. Minute abgebrochen, nachdem kurz zuvor Schiedsrichter Dragan Jovanović einen Herzstillstand erlitten hatte und medizinisch versorgt werden musste.
3. "Teilzeit"
Laut ÖFB-Statuten musste die restliche Spielzeit als „Spielfortsetzung“ am 23.11. nachgetragen werden. Dabei „drehte“ Torjägerin Michelle Claudia Terkl in der 76. und 81. Minute jeweils nach Vorlage von Sarah Lackner den Spielstand auf 4:3 zugunsten der Heimelf.
Ligaportal: Sarah, wie hast Du die dramatischen Ereignisse im 1. Spiel erlebt?
Sarah Lackner: „ Ja, ich muss sagen, dass das doch dann alles wahnsinnig schnell gegangen ist und sehr emotional war. Jetzt spiele ich doch schon echt lange, aber so etwas habe ich Gottseidank noch nicht erlebt. Wir haben kurz vorher teilweise bemerkt, dass er (der Referee) sich im Bereich des Herzes hin gegriffen hat und kurz vor seinem Zusammenbruch hatten wir einen Freistoß und ich habe ihn nochmals gefragt, ob er was braucht, und ihn zur Ersatzbank geschickt, damit er was trinken geht. Dann ist er leider schon zusammengebrochen“.
Eure Kapitänin Alissa Lamzari ist maßgeblich an der sofortigen Hilfestellung beteiligt gewesen, oder irre ich da?
„Genau, also Alissa und auch 2,3 weitere Spielerinnen waren sofort bei ihm, da sie bei der Ersatzbank waren und haben sofort richtig reagiert. Generell war die Rettungskette sehr gut und man muss sagen, dass Gottseidank ein Defibrillator am Sportplatz war, der dann sofort eingesetzt wurde“.
Warst Du dann überrascht, dass Ihr noch eine „2. Chance“ erhalten habt?
„Na ja, das kann ich jetzt gar nicht so genau sagen, wir waren ehrlicherweise sehr überrascht über die Fortsetzung des Spieles, dass es genauso ausgetragen wird und ab der 69. Minute dann einfach weitergespielt wird. Es war generell ein langes Hin und Her, weil eigentlich, so ehrlich muss man sein, niemand gewusst hat, wie man so eine Situation behandelt, weil es sowas angeblich noch nie gab und deshalb die Fortführung zunächst eher unklar war“.
Hier wäre es auf höherer Ebene schon sehr wichtig, dass es hier klare Strukturen gibt und vor allem beiden betroffenen Mannschaften/Vereinen auch das gleiche gesagt wird.“
Dein Zusammenspiel mit Torjägerin Michelle „Mimi“ Terkl war wieder ein Garant für Punkte, oder?
„Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich mit „Mimi“ mittlerweile echt „blind“ verstehe am Platz. Wie verfolgen oft die gleiche Spielphilosophie und haben die gleichen Gedanken. Und Mimi macht einfach ihre Tore, vor allem in Spielen, wo es echt wichtig ist. Aber das Lob gilt natürlich trotzdem der ganzen Mannschaft und nicht nur einer Person!“
Bitter für Eure Gäste, dass sie noch einmal ca. 300 km gefahren sind, um dann ohne Punkte heimzukehren?
„Ja natürlich ist das bitter, das man extra nochmals anreisen muss. Da ein unmittelbares Weiterspielen aber aufgrund emotionaler und mentaler Ebene, wenn man von so etwas direkt betroffen ist, außer Frage steht, kann hoffentlich jeder verstehen.
„Gottseidank“ waren die Gegner „nur“ aus Graz, hätte auch blöder sein können und sie hätten aus Innsbruck oder Vorarlberg nochmals anreisen müssen, bzw. hätte es ja uns genauso treffen können, wenn wir auswärts gespielt hätten. Diese weiten Strecken bringt die Bundesliga eben mit sich“.
Ist Schiedsrichter Jovanović wieder genesen, hat er mit Euch nachher Kontakt aufgenommen?
„Ja, es geht ihm den Umständen entsprechend wieder gut und er ist auf dem Weg der Besserung. Er hat am nächsten Tag dann eine Spielerin von uns angerufen und sich über alles erkundigt und hat sich hier schon bedankt. Beim Fortsetzungsspiel war der Rekonvaleszent dann sogar in Guttaring vor Ort und hat sich bei allen Beteiligten von Herzen bedankt und war sogar beim Einlaufen mit am Platz, was uns in der Situation alle natürlich am meisten gefreut hat, ihn wieder hier zu sehen! Wir sind sehr froh, dass es alles gut ausgegangen ist und dass es ihm gut geht, da wird der Fußball ehrlicherweise kurz einmal zur Nebensache!“
Im Spiel gegen Deine oberösterreichischen „Landsfrauen“ aus Geretsberg ist es Euch beim 1:3 nicht so gut ergangen?
„Leider, da hatten wir absolut keinen guten Tag, da brauchen wir uns echt nichts schönreden. Wir konnten leider gar nicht das abrufen, was wir eigentlich können. Ein Vorteil für die Geretsbergerinnen war sicher auch deren Kunstrasen, den wir ja gar nicht gewöhnt sind. Aber ja, das haben wir Gottseidank abhaken können und haben positiv nach vorne geschaut. Leider haben wir trotzdem 3 Punkte verloren, was nicht notwendig gewesen wäre!“
Wie zufrieden warst Du selbst mit Eurem Abschneiden im Herbst?
„Schlussendlich sind wir eigentlich durchaus zufrieden, wir überwintern jetzt auf Platz 7 mit 13 Punkten, das ist schon sehr ordentlich. Natürlich gibt es einige Punkte, woran wir arbeiten und uns verbessern müssen, aber das wissen wir und das werden wir über die Wintervorbereitungszeit jetzt angehen. Wir haben vor allem die großen Gegner wie den SK Rapid, wo es bis zur 89. Minute 1:1 gestanden ist, oder auch den USC Landhaus,wo wir sogar 1 Punkt mit nach Hause nehmen konnten, geärgert, und ihnen gezeigt, was der kleine Dorfverein drauf hat (schmunzelt). Und: worauf wir ganz besonders stolz sind, ist, dass wir das alles mit eigenen Händen schaffen, durch unseren Zusammenhalt und unser Mannschaftsgefüge, dass wir nach wie vor alles ohne wirklichen Trainer meistern und Alissa (quasi als spielende „Betreuerin“) das gemeinsam mit der Mannschaft hinbekommt und wir so trainieren!“
Wie nützt Ihr die Winterpause?
„Naja, die Winterpause ist eigentlich schon wieder fast vorbei. Morgen startet ein individueller Laufplan für die nächsten 2 Wochen – über Weihnachten und Neujahr werden wir dann einmal die Zeit mit Familie und Freunden genießen und ab Jänner heißt es wieder Gas geben, da Mitte Februar ja die Meisterschaft schon wieder losgeht“.
Weihnachten steht vor der Tür, welche sportlichen Wünsche sollen für Euch im neuen Jahr in Erfüllung gehen?
„Also das größte Ziel oder der Wunsch ist ganz klar, dass wir alle verletzungsfrei und vor allem gesund bleiben. Ich glaube, durch den Vorfall bei unserem Spiel sieht man, wie schnell alles vorbei sein kann. Wir wünschen uns natürlich, dass wir an die letzten Spiele anknüpfen können und uns noch steigern können. Die „Großen“ möchten wir wieder „ärgern“ und dann natürlich schaffen, dass wir auf jeden Fall 3 Mannschaften hinter uns lassen und nicht absteigen“.
Vielen herzlichen Dank, dass Du Dir für diesen Rückblick Zeit genommen hast. Ich wünsche Dir und Deinem gesamten Team, dass Ihr im Frühjahr schafft, was Ihr Euch vornehmt!
Helmut Pichler