OÖ-Liga

Manchester-Syndrom ist kein Zufall!

Da hat es doch glatt auch den Präsidenten aus seinem Sedda-Polstersessel gerissen! Mehr noch: Hans Thalermaier höchstpersönlich gingoberndorfinger_komm.jpg ebenso wie Obmann Ragailler in die Kabine und stimmte in die euphorischen Siegesgesänge mit ein. Es war eben kein normaler Erfolg – jenes 5:4 in Grieskirchen. Das allein schon einen Multiplikator in puncto Euphorie impliziert, weil die drei Punkte beim Lokalrivalen im Trattnachtal-Revierderby erobert worden waren. Vor allem aber, weil Bad Schallerbach ein schier aussichtsloses Match in der Nachspielzeit noch sensationell drehen konnte. Nicht zum ersten Mal! Weshalb ich behaupte, dass dieses Kunststück auch kein Zufall mehr sein kann.

Davon konnte man vielleicht noch vor drei Wochen sprechen, als ebenfalls nach Ablauf der regulären Spielzeit die Weichen von einer drohenden 1:2-Niederlage in einen 3:2-Sieg über Vöcklamarkt gestellt wurden. Nun aber drängten sich Bögl & Co. wieder ins Rampenlicht – mit einem Superfinish, welches in diesen kurzen Zeitabständen sonst nur Richard Lugner in puncto Beziehungen auszeichnet. „Mein Team hat eine enorme Moral bewiesen, und es gehörte auch etwas Glück dazu“, analysierte Trainer Hegedüs. Aber nur eine Mannschaft, die sich als Einheit präsentiert und tatsächlich an ihre Chance glaubt, kann so eine Wende noch bewerkstelligen. Vor allem aber: Die Jungs müssen auch wollen, noch einmal an ihre Grenzen gehen, sich mit allen Kräften gegen das Schicksal stemmen. Ob das jedes Team machen würde, wenn man in Grieskirchen in Minute 77 bereits 2:4 zurückliegt?

Zumal Bad Schallerbach ja wohl keine große Rolle im Titelkampf spielen wird, auch nicht unmittelbar gegen den Abstieg ankämpft, man daher vielleicht verstehen könnte, wenn  man in dieser Situation einmal aufsteckt. Immerhin ging es nicht um die Krone des europäischen Fußballs wie anno 1999 beim Champions-League-Finale, als Manchester United den 2:1-Sieg über Bayern ebenfalls erst in der Nachspielzeit fixierte. Wobei es für diese signifikante Leistungssteigerung des OÖ-Liga-Tabellenfünften im Verlauf einer Partie auch eine rationale Erklärung gibt: Aus diversen Gründen waren mit Daniel Haderer, Kreindl und Kessler drei Spieler eingewechselt worden, die eigentlich zum Stammpersonal zählen. Auf jeden Fall ist die Wahrscheinlichkeit auf weitere Aufholjagden mit dem 5:4 gestiegen – weil Schallerbach nun  Selbstvertrauen und mentale Stärke gefestigt hat, die Wende tatsächlich erzwingen zu können. Während so manche Konkurrenten in den Schlussminuten künftig vielleicht weiche Knie bekommen werden.

von Raphael Oberndorfinger