Albert Kabashi (Trainer SV Grün-Weiß Micheldorf):
...über die Hinrunde
"Das Spiel gegen Sierning ausgenommen hat meine Mannschaft in der Hinrunde gute Leistungen gebracht. Wir waren in den restlichen Spielen mindestens ebenbürtig, eine "Spielkrise" hat es bei uns nie gegeben, nur eine "Ergebniskrise" zu Beginn der Saison. Die Spieler haben große Moral gezeigt, deshalb möchte ich meinem Team ein großes Lob aussprechen. Sie hat sich von der ungerechtfertigten Kritik von außen nie beeinflussen lassen und weiterhin gut gearbeitet. Als dann auch das Glück zu uns zurückgekehrt ist, konnten wir den Herbst mit einem guten Punktepolster abschließen und relativ beruhigt ins Frühjahr gehen. In dieser Saison kann ohnehin jeder jeden schlagen, deshalb bleibt der Ligaerhalt unser erklärtes Ziel. Man darf sich nicht blenden lassen.
In der Offensive sind wir etwas dünn besetzt, Can und Abdullahu sind aber großartige Spieler, mit denen ich sehr zufrieden bin. Wenn, dann brauchen wir im Mittelfeld einen kopfball- und zweikampfstarken Spieler, Druck haben wir aber keinen."
... über die Situation der jungen Spieler
"Dass die jungen Spieler stagnieren, entspricht überhaupt nicht den Tatsachen. Ganz im Gegenteil - alle haben einen riesen Schritt nach vorne gemacht, einige Spieler kannte vor zwei Jahren noch keiner. Mit Cetin, Winkler, Kogler, Gruber und Gotthartsleitner in der Stammelf haben wir außerdem einen der jüngsten Kader überhaupt seit Jahren. Dramac ist der Stammspielerregelung zum Opfer gefallen, ansonsten hätte er viel öfter gespielt. Diese Regelung ist sowieso furchtbar, in Micheldorf stehen aber viele sehr positive Spieler mit großem Potenzial im Kader."
...über die Rückkehr von Franz Prieler
"Mit Franz Prieler kehrt der langjährige Kapitän und Micheldorf-Urgestein zurück zum Verein. Er hat ein durch und durch grün-weißes Herz und weiß am besten, was gut für den Verein ist und was die Umgebung verlangt. Er steht für Kontinuität und eine klare Linie, die Landesliga ist sein Wohnzimmer. Micheldorf ist der Stolz des Kremstals, ein bisschen der SV Ried der Landesliga und wir wissen was wir wollen - mit der Rückkehr von Franz Prieler hat uns nichts Besseres passieren können."
...zur Diskussion über die "Region" und das rückgängige Zuschauerinteresse
"Die Kritik, dass wir keine Spieler aus der Region haben, stimmt einfach nicht und wird nur von außen hereingetragen. Man muss sich einmal fragen, von welcher Region man spricht. Schrattenecker, Gruber, Gotthartsleitner und Forster sind Micheldorfer, Winkler, Kotek und Ecklbauer Vorchdorfer. Dazu sind Roidinger und Ranzenmayr weg, viele Leute sind einfach naiv. Ich bin Fußballlehrer und lege keinen Wert darauf, ob Jung oder Alt, Inländer oder Ausländer. Es hat in den letzten drei Jahren viele Wechsel gegeben, trotzdem ist SV Grün-Weiß Micheldorf ein stabiler Verein und einen Albert Kabashi hat man nie jammern gehört. Kirchdorf spielt mit 11 Kirchdorfern - in der zweiten Klasse. Die Zuschauerzahlen gehen außerdem überall zurück, das ist kein spezielles Phänomen, das nur bei uns auftritt."
...über den geographischen Nachteil gegenüber Linz
"In unserer Region ist es nicht einfach, gute Spieler zu finden, da haben es die Vereine in der Umgebung von Linz viel leichter. Wenn beispielsweise ein österreichischer Stürmer mit guter Qualität auf dem Markt ist, dann hat er die Qual der Wahl, wohin er wechselt. Er hat wahrscheinlich zehn Angebote und kann den Preis bestimmen, von der Lage her haben dann sowieso die Linzer Vorteile. Außerdem gibt es viele Spieler, die ihre eigene Leistung nicht einschätzen können, den Verein wegen einem besseren Angebot verlassen und dann beim neuen Verein ohnehin nicht spielen."
...mit der persönlichen Bilanzierung
"Ich kann es nur wiederholen, ich bin sehr zufrieden und glücklich mit der Hinrunde. Micheldorf ist mit einem starken Trio gut aufgestellt und steht top da. Wir sind stabil, werden auch nicht von unserer Linie abweichen und arbeiten nach bestem Gewissen. Wir wussten, dass es ein schwieriges Jahr werden könnte, der Liga-Erhalt bleibt das wichtigste Ziel. Micheldorf kann stolz sein, mehr wollen wir nicht."
Dietmar Gruber (Mittelfeldspieler SV Grün-Weiß Micheldorf):
"Wir haben eigentlich ein gutes Team, es hat einfach gedauert, bis wir alle zusammengefunden haben. Am Schluss wurden die Leistungen immer besser, wir wissen was wir können und haben uns auch nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Die Kritik war eigentlich immer da und trifft genauso gebürtige Micheldorfer wie mich, teilweise war sie aber überzogen. Damit können und müssen wir trotzdem umgehen. Das Team funktioniert, unser Ziel ist es nicht abzusteigen, vielleicht ist ein gesicherter Mittelfeldplatz noch möglich. Wir wollen jetzt nach vorne schauen und uns immer von einem Spiel auf das nächste konzentrieren.
Gegen Sierning hat uns der Trainer vor den Standards gewarnt, dann haben wir fünf Treffer durch Standards bekommen. Da hat die Zuordnung einfach nicht gepasst, aber ich verliere lieber einmal 6:0, als sechsmal 1:0. Ich glaube nicht, dass wir im Winter Spieler holen, die Mannschaft ist sehr gut und die Spieler verstehen sich auch untereinander.
Soviel ich weiß, will Franz Prieler in Zukunft den ein oder anderen Spieler aus der Umgebung einbauen, dazu Abgänge eher mit Spielern aus dem Nachwuchs oder der 1b ausgleichen. Mir ging es früher nicht anders wie Dramac, Neubauer oder Forster - ich kam auch zu meinen Kurzeinsätzen, da muss man versuchen, seine Chance zu nutzen."
Expertenmeinung Alfred Olzinger:
"Bei Micheldorf hat es in den letzten 2, 3 Jahren eine extreme Fluktuation gegeben. Bei der Stammspielerregelung bewegt sich der Verein auf dünnem Eis, individuell passt es allerdings ganz gut. Ein gesicherter Mittelfeldplatz sollte für die Mannschaft möglich sein, der Zuschauerzuspruch hat aber doch nachgelassen. Irgendwie scheint die Identifikation der Fans mit dem Verein ein wenig verloren gegangen zu sein.
Im Sommer hat es einige Abgänge gegeben, die Micheldorfer standen gehörig unter Zugzwang, neue Spieler zu bekommen. Auf den letzten Drücker konnten sie aber einen konkurrenzfähigen Kader zusammenstellen, Abdullahu war die Lebensversicherung - er ist ein toller Stürmer. Meiner Meinung nach haben sie die Konsolidierung geschafft, man muss dem neuen Team Zeit geben, sich über den Winter zu verbessern. Ich erwarte im Winter wenige Kaderveränderungen, ein paar gute junge Spieler würden den Micheldorfern aber gut tun.
Diese Thematik ist aber bei jedem Verein gleich, manchmal auch übertrieben. Wenn die Jungen so gut wären, dann würden sie auch spielen. Man muss es sich aber auch verdienen. Andererseits muss sich ein Talent sofort beweisen, was zwar für die Entwicklung gut ist, sollte der Spieler aber nicht überzeugen, dann führt der Weg meist prompt zurück auf die Ersatzbank.
Ich kann mich bei Micheldorf aber noch erinnern, dass einst der Weg vorgegeben wurde, ein Team mit Spielern der Region zu formen - davon ist weit und breit nichts zu sehen. Im Winter sollte dennoch nicht zu sehr umgekrempelt werden, Hau-Ruck-Aktionen sind nicht sinnvoll."
von Thomas Palmetshofer