In seinen knapp zweieinhalb Jahren als Trainer von Austria Salzburg führte Dietmar Emich die Violetten von der 2. Landesliga in die Regionalliga, wo er in der ersten Saison mit seiner Elf den starken fünften Platz erreichte. Für die Rückrunde der Regionalliga West agiert der ehemalige Goalgetter als Experte. Wie Emich die Ergebnisse und Leistungen der Salzburger Vereine in der 30. Runde einschätzt, lesen Sie in seiner Spieltagsanalyse.
Dornbirn - SV Austria Salzburg 3:0
unterhaus.at: Die Austria will die Mannschaft im Sommer kräftig umbauen. Trauen Sie den Violetten nächste Saison einen Top-drei Platz zu?
Emich: Das wäre Kaffeesudlesen, da mach ich nicht mit. Vielmehr gäbe es aus meiner Sicht sehr viel zu analysieren und zu hinterfragen, schließlich hatte man sechs Monate Zeit an Problemen zu arbeiten. Man hatte eine Transferperiode im Winter und eine komplette (Winter-) Vorbereitung Zeit sich an die Situation heranzutasten, um dann einen achten Platz ins Trockene zu retten. Der Landescuptitel hat zwar die Saison abgefedert, ist aber nicht gerade der große Wurf. Man ist mehr denn je von einer guten Form entfernt und hat gegen alle starken Mannschaften der Liga verloren. Von dem Kasperletheater rund um die Torhüter sehe ich ganz ab. Für mich ist zudem zu hinterfragen, warum ein Austria-Trainer vor kurzem der Presse mitteilt, dass im nächsten Jahr kein Weg an Red Bull vorbeigehen wird, wenn es um den Titel in der Westliga geht. Noch dazu, wenn er ad personam bei der Abstimmung zur Fusion zwischen Red Bull und USK Anif „für" eine Fusion gestimmt hat. Das grenzt für mich an ein Eingeständnis in die eigene Chancenlosigkeit und ist für mich klar das falsche Zeichen. Quo vadis Austria?!
TSV Neumarkt - FC Wacker Innsbruck Amateure 2:7
unterhaus.at: Neumarkt hat die zweitmeisten Tore der Liga bekommen, kann Thomas Pfeilstöcker die Defensiv-Probleme in den Griff bekommen?
Emich: Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. Hier muss sich Grundlegendes ändern. Zudem finde ich es nach wie vor eine bodenlose Gemeinheit, dass es in der dritthöchsten österreichischen Liga immer noch den einen oder anderen Trainer ohne ausreichende Lizenz gibt. Hier wäre man seitens des Vereins aber vor allem seitens des Verbandes gefordert, diesem Unwesen einen klaren Riegel vorzuschieben. Der Trainer von Neumarkt verfügt meines Wissens nicht über eine entsprechende Lizenz. Dies gilt aber auch für andere Vereine in dieser Liga und wäre ein Ansatz zu einem professionelleren Auftritt.
USK Anif - Hall 5:1
unterhaus.at: Anif wird es in der nächsten Saison in dieser Form nicht mehr geben, da Kooperationspartner Red Bull den Aufstieg nun selbst in die Hand nimmt. Hat Anif seine Seele verkauft?
Emich: Es geht nicht darum, dass Anif seine Seele verkauft, sondern dass es per Gesetz die Möglichkeit gibt seine Seele verkaufen zu können. Hier wären der SFV und der ÖFB mehr als in der Pflicht. Hier möchte ich dem geneigten Leser ein Bonmot von Frank Stronach an die Hand geben, dass er bei einer Talkshow des ORF dem damaligen Chef der Grünen, Hrn. Univ.-Prof. Alexander van der Bellen an den Kopf warf: „Wissen Sie Mr. van der Bellen, kennen sie die goldene Regel?" Van der Bellen als Wirtschaftswissenschaftler meinte, dass er diesen Begriff aus der Wirtschaftswissenschaft nicht kenne. Darauf erwiderte Stronach: „Wer das Gold hat, macht die Regel mein Lieber!!" Soviel zu diesem Thema!
FC Pinzgau Saalfelden - Union Innsbruck 0:1
unterhaus.at: Bei Saalfelden hören die beiden Routiniers Wolfgang Kraker und Gerhard Fabian auf. Trauen Sie den Pinzgauern in der nächsten Spielzeit eine ähnlich starke Saison zu?
Emich: Wünschen würde ich es den Leuten im Pinzgau, es wird jedoch sehr schwer werden. Schade fand ich, dass man in der letzten Partie ein noch besseres Abschneiden nicht realisieren konnte. Auch wenn ich den Trainer von Saalfelden grundsätzlich schätze, aber auch bei ihm fehlt die nötige Lizenz für diese Liga. Also, es gibt viel zu tun, man möge es anpacken!
Altach Amateure - TSV St. Johann 4:1
unterhaus.at: Die Pongauer waren diese Saison sehr von Goalgetter Leonardo Barnjak abhängig. Ist St. Johann zu ausrechenbar?
Emich: Nicht unbedingt, es waren vielmehr die ständigen Leistungsschwankungen, die ich nicht ganz verstehen konnte. Woran das lag kann ich nicht genau zuordnen, jedoch meine ich, dass es daran lag, dass es kein klar definiertes Ziel gab.
Bregenz SC - SV Seekirchen 4:1
unterhaus.at: Seekirchen darf trotz der schlechten Rückrunde noch immer auf den Klassenerhalt hoffen, was muss sich ändern damit die Wallerseer in der nächsten Saison wieder zu einer ernstzunehmenden RLW-Mannschaft werden?
Emich: Es muss sich sehr viel ändern, denn mit dieser Saison darf man nicht zufrieden sein. Wo anfangen und wo aufhören, es muss runderneuert werden, das steht für mich außer Frage. Denke, man hat sehr beschränkte Mittel und muss einfach den Weg der regionalen Jugend mit dem einen oder anderen Routinier gehen. Wenn alle im Verein am selben Strang ziehen und zusammenhalten, dann kann das gelingen. Phasenweise war man ja aussichtsreich unterwegs, jedoch hat man den Sack nie zugemacht. Daran muss gearbeitet werden.
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