So mancher Zuseher fühlte sich gestern wohl an das Herbstduell des FC Pinzgau Saalfelden und des USK Anif zurückerinnert. Damals überschlugen sich in der Schlussphase die Ereignisse. Auch die gestrige letzte Viertelstunde hatte es wahrlich in sich. 75 Minuten lang hatte nichts darauf hingedeutet. Die favorisierten Gäste schienen nach drei Treffern auf dem besten Weg, sich für die Seekirchen-Schlappe zu rehabilitieren, doch ein unnötiger Torraub verkomplizierte die Angelegenheit und die Fürstaller-Elf kämpfte sich in die Partie. Die Anifer zitterten die drei Punkte schlussendlich über die Ziellinie und halten damit Anschluss an die Tabellenspitze. Die Saalfeldener sind weiterhin Zwölfter der Regionalliga West.
Die Gäste sind von Beginn an tonangebend. Sie kontrollieren den Ball, lassen ihn gut zirkulieren, müssen aber gar nicht außerordentlich risikoreich agieren, weil die Hausherren es ihnen bei einigen wenigen Aktionen sehr leicht machen, Zählbares zu lukrieren. In Minute 13 spielen sich die Anifer über rechts in Position. Der Ball wird Richtung Sechzehner zurückgelegt und Bernhard Löw schließt aus zirka 14 Metern ins Kreuzeck ab. Auch in Minute 34 bekommt die heimische Verteidigung keinen Zugriff. Resul Omerovic wird mittels flotten Spiels durch das Zentrum an der Strafraumgrenze angespielt. Der Angreifer darf sich drehen und trifft genau ins lange Eck. In Halbzeit zwei ändert sich zunächst nichts am Spielgeschehen. Bereits nach 53 Minuten stellen die Anifer auf 3:0. Eyüp Erdogan braucht nach großartiger Gimpl-Vorlage nur mehr einzuschieben. Pinzgau-Coach Markus Fürstaller kritisiert das Abwehrverhalten bei allen Toren, vor allem der dritte Treffer stößt ihm jedoch sauer auf: "Das war das billigste Tor. Da haben wir völlig kopflos verteidigt."
In weiterer Folge kommen die Anifer durch den starken Marinko Sorda zur Chance auf das 4:0. Zudem wird ein Treffer wegen Abseits aberkannt. Nichts deutet darauf hin, dass der Sieg noch einmal in Gefahr geraten könnte, bis Marco Oberst in Minute 75 den dynamisch in den Strafraum preschenden Thomas Herzog legt - Elfmeter für die Gastgeber und Gelb-Rot für den Übeltäter! Norbert Nemeth verkürzt auf 1:3. 15 Minuten sind noch zu spielen. Die Saalfeldener wittern ihre Chance und kommen tatsächlich in Minute 87 zum Anschlusstreffer. Ein hoher Ball wird von Norbert Nemeth perfekt mit der Brust abgelegt und Tamas Tandari trifft mit dem Vollrist genau ins Eck. In den folgenden Minuten werfen die Pinzgauer alles nach vorne, sind mit hohen Bällen brandgefährlich, aber mehr als ein, zwei geblockte Schüsse schauen nicht mehr heraus. Es bleibt beim schlussendlich knappen Auswärtssieg der Flachgauer.
Markus Fürstaller, Trainer FC Pinzgau Saalfelden:
"Es war wie erwartet sehr schwierig. Wir haben läuferisch viel investiert, uns bei den Gegentoren aber schülermäßig verhalten. So waren die Anifer nach einer Stunde relativ leicht mit 3:0 in Führung. Sie haben dafür gar nicht viel riskieren müssen. Offensiv haben wir zudem Zielstrebigkeit vermissen lassen. Auch da wäre mehr möglich gewesen. Der Elfmeter war aber eine Initialzündung. Das hat uns einen Schub gegeben. Wir haben alles probiert, mehr wie der Anschlusstreffer war aber nicht mehr möglich."
Thomas Hofer, Trainer USK Anif:
"Wir hatten das Spiel relativ schnell unter Kontrolle und haben verdient 3:0 geführt. Dann haben wir es unnötig spannend gemacht. Saalfelden hat die zweite Luft bekommen. Bei den hohen Bällen haben wir uns zu zehnt sehr schwergetan. In der Luft haben die Pinzgauer große Qualität. Außerdem hat diese Mannschaft einfach einen guten Charakter. Nach dem 2:3 mussten wir noch ein paar Minuten ohne Entlastung überstehen. Wir haben den Sieg über die Zeit gezittert. Ich bin zufrieden, dass wir gewonnen haben. Das war auch hochverdient, aber es so spannend zu machen, darf auch einer jungen Mannschaft nicht passieren."
Geschrieben von Lukas Kollnberger