Nach einem turbulenten ersten Halbjahr in der Gebietsliga Mitte steht Graz United vor einer ungewissen Zukunft. Der Verein, der im Sommer 2024 aus der 1. Klasse aufgestiegen war, hatte bereits in der Vorsaison für Schlagzeilen gesorgt – sowohl sportlich als auch durch undiszipliniertes Verhalten auf dem Platz. Nun, nach einer sportlich enttäuschenden Herbstsaison und einer Abwanderungswelle im Winter, beginnt am 15. März mit einem schweren Heimspiel gegen Weinitzen und dann einem Auswärtsspiel in Hausmannstätten, eine richtungsweisende Rückrunde.
Auch beim Spiel in der Gruabn spielte das Team brav mit, verlor am Ende jedoch deutlich gegen den GSC.
Graz United wurde im Sommer 2022 vom ehemaligen Sturm-Graz-Spieler Dardan Shabanhaxhaj mit einer klaren Vision gegründet: Ein Team zu formen, das talentierten Spielern, die in anderen Vereinen keine Chance bekamen, eine Plattform bietet. In kürzester Zeit etablierte sich der Verein und schaffte 2024 den Aufstieg in die Gebietsliga. Doch bereits in der Meistersaison 2023/24 fiel das Team mit zahlreichen Disziplinarvergehen auf. Besonders der unrühmliche Spielabbruch in Weinitzen im August 2024 zeigte dann, dass Graz United ein Problem hat. Nach mehreren Platzverweisen verließ das Team damals aus Protest das Spielfeld, was den Rücktritt des Trainers zur Folge hatte.
Der Aufstieg in die höhere Liga brachte neue Herausforderungen mit sich. Graz United fand sich in der Gebietsliga Mitte nie wirklich zurecht und beendete den Herbst mit nur drei Punkten aus 13 Spielen abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Besonders alarmierend war die Tordifferenz von 8:46 – der schlechteste Wert der gesamten Liga. Zudem wurde der Mannschaft das eigene Image zum Verhängnis: Schiedsrichter und Gegner schienen besonders genau hinzusehen, und viele strittige Situationen liefen gegen das Team.
Die sportliche Krise führte in der Winterpause zu einem personellen Aderlass. Zahlreiche Leistungsträger verließen den Klub:
- Coskun Akdag (39, 17 Einsätze) wechselte zu Gratwein-Straßengel
- Idris Turan (32, 25 Einsätze) schloss sich Liebenau an
- Serhat Turan (26, 66 Einsätze) zog es nach Dobl
- Ibragim Zuchaev (27, 65 Einsätze, Verteidigung) wechselte zu Austria ASV Puch
- Halil Kilic (41 Einsätze) heuerte bei Deutschfeistritz an
- Zeid Sediki (24, 27 Einsätze) ging nach St. Radegund
- Oguzhan Taskiran (28, 55 Einsätze, Mittelfeld) wechselte zu St. Josef
Diese Abgänge sind ein schwerer Schlag für Graz United. Sie verdeutlichen, dass viele Spieler nach der schwierigen Hinrunde das Vertrauen in das Projekt verloren haben. Gleichzeitig erschwert es die ohnehin schon prekäre sportliche Situation weiter.
Die Mannschaft startet am 15. März gegen Weinitzen. Ohne einen Großteil der bisherigen Leistungsträger muss sich das Team neu formieren und auf dem Platz beweisen, dass es aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.
Graz United steht nun an einem Scheideweg. Schafft es der Verein, sich zu stabilisieren und in der Gebietsliga zu behaupten? Oder droht nach dem kometenhaften Aufstieg nun der ebenso rasante Absturz? Die kommenden Wochen werden zeigen, wohin der Weg dieses ambitionierten, aber zuletzt strauchelnden Projekts führt.
Bericht Florian Kober
Foto: Winfried Antretter