Mit einer Mischung aus familiärer Führung, einer konsequenten Förderung junger Spieler und einem fußballerischen Hexenkessel als Heimstadion hat der TUS Groß St. Florian in der Herbstsaison der Unterliga West für Aufsehen gesorgt. Platz 7 mit 20 Punkten und einer positiven Tordifferenz von +7 – Trainer Dominik Haring zeigt sich zufrieden. Wir haben ihn zum Interview gebeten und über die Saison, Herausforderungen und seine ganz persönlichen Erfahrungen als Trainer gesprochen.
Fazit: Der TUS Groß St. Florian hat sich als eine starke Einheit präsentiert, die mit Leidenschaft und Teamgeist punkten kann. Mit einem Plan und viel Engagement des Trainers und des gesamten Vorstandes scheint die Mannschaft bereit, in der Rückrunde weiter anzugreifen – und vielleicht das ein oder andere kabarettreife Tor zu erzielen.
Wenn man den Namen TUS Groß St. Florian hört, denkt man an mitreißende Spiele, ein Stadion, das mit seinen enthusiastischen Fans an einen Hexenkessel erinnert, und an eine Mannschaft, die mit Herz und Leidenschaft agiert – und das alles ohne Legionäre. In der Herbstsaison konnten 6 Siege, 2 Unentschieden und 5 Niederlagen verbucht werden. Wie sich die Mannschaft entwickelt hat, welche Herausforderungen es gab und welche Ziele für die Rückrunde gesteckt sind, verrät uns Trainer Dominik Haring in einem ausführlichen und stellenweise humorvollen Interview. Dabei beweist er, dass auch im Amateurfußball Professionalität und Spaß Hand in Hand gehen können.
Ligaportal: Wie zufrieden sind Sie mit der Leistung Ihrer Mannschaft in der ersten Saisonhälfte?
Dominik Haring: Mit der Leistung meiner Mannschaft in der ersten Saisonhälfte bin ich absolut zufrieden. Wie so oft in den letzten Jahren gab es auch im Sommer wieder große Veränderungen im Kader in Groß Sankt Florian. Wir wussten am Anfang also nicht genau, wo wir uns in der Unterliga einordnen können. Mit 20 Punkten können wir mehr als zufrieden sein.
Ligaportal: Was war für Sie der größte Erfolg in den ersten Monaten der Saison?
Dominik Haring: Der größte Erfolg der ersten Monate war mit Sicherheit die kurzfristige Tabellenführung nach der 6. Runde. Für uns als Trainerteam war es schön zu sehen, dass die Mannschaft unsere Idee von Fußball so schnell umsetzen konnte. Diese Konstanz konnten wir in den darauffolgenden Spielen weiterführen.
Ligaportal: Gab es ein Spiel, das Sie besonders beeindruckt hat – aus positiven oder negativen Gründen?
Dominik Haring: Das Nachholspiel gegen Bad Gams am Kunstrasen im Koralmstadion vor 400-500 Zuschauern hat mich in beiden Richtungen beeindruckt. Vor einer unglaublichen Kulisse dominierten wir das Spiel, hatten zahlreiche große Chancen, verschossen sogar einen Elfmeter, verloren aber das Spiel trotzdem. Hier zeigte sich der Fußball von seiner schlimmeren Seite.
Ligaportal: Hat sich die taktische Ausrichtung Ihrer Mannschaft im Vergleich zur letzten Saison verändert? Wenn ja, inwiefern?
Dominik Haring: Im Hinblick auf die Rückrunde der Vorsaison hat sich die taktische Ausrichtung meiner Mannschaft kaum verändert. Wir haben vielmehr versucht, das bestehende System noch weiter zu verbessern.
Ligaportal: Welche Spieler haben für Sie besonders positive Überraschungen geliefert?
Dominik Haring: Es ist immer schwierig, einen oder mehrere Spieler einer Mannschaft hervorzuheben, da jeder Spieler in jedem Spiel wichtige Aufgaben erfüllen muss. Mit Elias Rumpf kann ich jedoch einen Spieler hervorheben. Nach fast einjähriger Verletzung spielte er jedes Spiel über die volle Distanz und machte seine Aufgabe für sein junges Alter unglaublich gut.
Ligaportal: Was war die größte Herausforderung für Ihr Team in der Hinrunde? Gab es eine spezielle Hürde, die es zu überwinden galt?
Dominik Haring: Die größte Herausforderung war mit Sicherheit die Woche des Nachholspiels gegen Bad Gams. Wir spielten in dieser Woche Sonntag in Hengsberg, Mittwoch gegen Bad Gams und Samstag gegen Flavia Solva. Für Amateurfußballer ist eine solche Belastung nicht alltäglich. Dazu kommt, dass wir aus diesen 3 Spielen keine Punkte mitnehmen konnten. Also war es auch eine unglaubliche Herausforderung, die Mannschaft wieder aufzurichten.
Ligaportal: Wie haben Sie die Verletzungsproblematik und/oder die Belastung durch den engen Spielplan gemeistert?
Dominik Haring: Die Mannschaft macht individuell sehr viel an Prävention. Wir als Trainerteam machen es mit Gesprächen und mit viel Bauchgefühl. Das Jahr ist lang, die Sommerpause war wie immer kurz, also muss man ab und an ein bisschen zurückstecken. Und es hat sich bezahlt gemacht. Es gab keine schwerwiegende Muskelverletzung in der halben Saison.
Ligaportal: Wie würden Sie die Teamchemie in der Hinrunde beschreiben? Gab es einen Moment, in dem das Team besonders zusammengewachsen ist?
Dominik Haring: Das Team hat eine super Chemie. TUS Groß Sankt Florian steht seit jeher für ein super Mannschaftsgefüge. Die einfachsten Rezepte für eine gute Teamchemie sind Siege, Erfolge und das Vertrauen in das System.
Ligaportal: Wer war der "Stimmungsmacher" in der Kabine, der auch in schwierigen Momenten für positive Energie gesorgt hat?
Dominik Haring: Vali Missethan.
Ligaportal: Welche Ziele haben Sie sich für die Rückrunde gesetzt? Gibt es noch etwas, das Sie erreichen möchten?
Dominik Haring: Unser erstes Ziel wird sein, mehr Punkte als in der Hinrunde zu machen, sprich 21. Schön wäre es auch, die Saison unter den ersten 5 abzuschließen, um einen Steirercup-Platz zu bekommen.
Ligaportal: Was muss Ihre Mannschaft verbessern, um den Erfolg in der Rückrunde zu steigern?
Dominik Haring: Arbeiten müssen wir definitiv an der Chancenauswertung. Weiter möchte ich versuchen, dass meine Mannschaft noch mehr Druck im Ballbesitz ausübt, sodass wir zu noch mehr Chancen kommen.
Ligaportal: Werden Sie den Kader im Winter verstärken oder verändern? Wenn ja, auf welchen Positionen sehen Sie noch Bedarf?
Dominik Haring: Der Winter ist immer ein schwieriges Transferfenster. Auch heuer möchten sich leider Gottes ein paar Spieler schon im Winter verändern, weswegen wir ein bisschen Arbeit noch vor uns haben. Im Angriff werden wir uns also verstärken und zusätzlich möchte ich einen breiten Kader haben.
Ligaportal: Gibt es junge Talente, die du auf die Rückrunde vorbereiten möchtest?
Dominik Haring: Ich möchte allen jungen Talenten in unserem Kader bestmöglich auf die Rückrunde vorbereiten. Mit Valentin Temmel, David Aldrian und Tobias Steirer haben wir drei junge Florianer Jungs, die den nächsten Schritt gehen müssen. Dazu haben wir mit Dorian Zmugg einen weiteren jungen Spieler aus dem JAZ WEST im Kader, der seine Qualitäten in den letzten Spielen der Hinrunde zeigen konnte. Junge Spieler sind für den Erfolg eines Vereins in den unteren Klassen essenziell wichtig!
Ligaportal: Was ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Rückrunde – mentale Stärke oder taktische Feinjustierung?
Dominik Haring: Der Glaube und das Vertrauen an das Spielsystem sind der Schlüssel für vieles im Fußball. Wichtig für meine Mannschaft wird auch sein, dass sie alles mit einer gewissen Lockerheit angeht.
Ligaportal: Was wirst du tun, um Ihre Mannschaft für die Rückrunde zu motivieren?
Dominik Haring: Als Trainer habe ich selbst den Anspruch, mich auf jedes Training und auf jedes Spiel bestmöglich vorzubereiten. Das möchte ich auch meinen Spielern übermitteln und ihnen so einen Plan mit in jede Einheit und jedes Spiel geben. Im Endeffekt muss jedes Fußballspiel für einen Fußballer Motivation genug sein.
Ligaportal: Was ist für ich als Trainer das Wichtigste, um eine gute Rückrunde zu spielen – Teamarbeit, individuelle Leistung oder das Spielsystem?
Dominik Haring: Die bestmögliche Vorbereitung auf jede Einheit ist meiner Meinung nach enorm wichtig. Weiter wird es wichtig sein, die Mannschaft immer wieder von meiner Fußballidee zu überzeugen.
Ligaportal: Was haben Sie in der ersten Hälfte der Saison für sich selbst als Trainer gelernt?
Dominik Haring: Weniger ist manchmal mehr, und im Fußball gibt es nichts, was es nicht gibt.
Ligaportal: Gab es Momente, in denen Sie Ihre eigene Philosophie oder Herangehensweise überdacht haben?
Dominik Haring: Es gibt immer wieder mal Momente, wo man Sachen überdenkt. Im Endeffekt bin ich aber immer wieder zu meiner Philosophie zurückgekommen.
Ligaportal: Was ist der unerwartetste Teil Ihres Jobs als Trainer? Was bereitet Ihnen am meisten Freude und was am meisten Stress?
Dominik Haring: Am meisten Freude bereitet mir der Fußball im Generellen. Die Transferzeit empfinde ich immer als ein wenig stressig, da immer wieder sehr viele Unwahrheiten von Personen preisgegeben werden.
Ligaportal: Wenn Sie einen freien Tag hätten, wie würden Sie diesen verbringen? Etwas völlig anderes als Fußball?
Dominik Haring: Ganz ohne Fußball geht es ganz selten. Gerne verbringe ich solche Tage zu Hause bei Freundin und Familie oder bei einem Kaffee in der Stadt.
Ligaportal: Wenn Ihre Mannschaft Sie als "Superheld" sehen würde, welche Superkraft hätten Sie dann?
Dominik Haring: Schwer zu sagen. Ich liebe es, wenn meine Spieler eine gute Passqualität während der Übungen haben und höre da sehr gerne auf das Geräusch, wenn der Pass gespielt wird. Man könnte dann vielleicht sagen, dass das Gehör meine Superkraft ist.
Ligaportal: Wer aus dem Team würde am ehesten in einer Comedy-Show auftreten?
Dominik Haring: Simon Braunsar. Geht selbst gerne in das ein oder andere Kabarett und würde sich sicher gut verkaufen auf einer solchen Bühne.
Strand oder Berge? Strand
Kaffee oder Tee? Kaffee
Wenn Deine Spieler ein eigenes Lied hätten, wie würde es heißen? Forca – Nelly Furtado
Lieblingsspieler? als ich noch sehr jung war à Raul und Guti. Jetzt war es zum Schluss Toni Kroos.
Lieblingsverein? Real Madrid
Vorbild als Trainer? gibt immer wieder Trainer, die den Fußball prägen. Derzeit ist Roberto de Zerbi ein Vorbild für mich.
Mit wem würdest du gerne für einen Tag tauschen? Carlo Ancelotti
Dein schönstes Erlebnis als Trainer oder Spieler? Als Spieler der Aufstieg mit Frauental in die Landesliga und der Herbstmeistertitel mit Groß Sankt Florian im Jahr 2019.
by René Dretnik
Foto: TUS Groß St. Florian/privat und Christian Fauland (Bildergalerie)