Frauen in OÖ

ÜBERRAGEND: AUSNAHME-Fußballerin Karin Brugger startete mit einem Treffer in ihre 21. Saison!

Ihren x-ten Fußball-„Frühling“ trotz des derzeitigen Herbstbeginns erlebt die Edeltechnikerin aus Wels bei der SPV Kematen-Piberbach / Neuhofen-Krems / Rohr 1b ; das Ligaportal bat das echte „Vorbild“ zum ausgiebigen Interview:

LIGAPORTAL: Karin, Du hast die neue Saison mit dem 1:0 gegen das FNZ Linz Süd Ebelsberg/Dionysen begonnen und blickst auf 20 erfolgreiche Saisonen (350 Spiele/45 Tore) zurück, was bedeutet Dir Fußball?

Karin Brugger: „Einen guten Ausgleich für meine berufliche Tätigkeit und den Alltag und Bewegung mit viel Spaß im Kreis der Teamkolleginnen!“

Warum und wann hast Du begonnen?

„Ich bin neben dem Fußballplatz der Eintracht Wels aufgewachsen, habe die Männer und die männliche Jugend trainieren gesehen und habe mit 7 Jahren selbst zu kicken begonnen“.

Wie kamst Du in das Burschenteam,  war damals ja noch nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit?

„Meine Mutter hat mit dem Trainer gesprochen, der hatte aber nichts einzuwenden und da habe ich dann als einziges Mädchen mit den Jungs gespielt“.

Wie verlief Deine Laufbahn weiter?

„Bis ich 14 war, habe ich bei den Burschen gespielt, bin dann „herausgefallen“, das hat das Frauenteam aus Sattledt erfahren und so bin ich dann dort gelandet. Obwohl ich Zweitjüngste und körperlich unterlegen war, wurde ich in die Kampfmannschaft aufgenommen, war natürlich eine gewisse Umstellung, die ich erst verkraften musste. 3 Jahre war ich dort aktiv, habe dann 1 Jahr überhaupt nicht gespielt und landete dann beim neu gründeten FC Wels. 1 Jahr haben wir uns erst konsolidiert, spielten noch gar nicht Meisterschaft und sind dann in die untere Frauenklasse eingestiegen. Immer mehr interessierte Mädchen und Frauen kamen dazu und so entwickelte sich eine erfolgreiche Mannschaft“.

Würdest Du, rückblickend, in Deiner Karriere etwas anders machen?

„Ich denke nicht, für mich war mein Werdegang voll okay!“

Was sind Deine größten Erfolge, worauf blickst Du mit der meisten Freude zurück?

„Mit dem FC Wels wurden wir 2011 in Geretsberg O.Ö. Cupsieger, als Meister der O.Ö. Liga 2008 stiegen wir in die 2. Bundesliga auf, damals hieß das ja  2. Liga Mitte-West, und konnten uns einige Jahre im Vorderfeld platzieren. Wir gerieten aber dann ins Hintertreffen und mussten 2013  als Tabellen-Letzte absteigen in die O.Ö.-Liga. In der höchsten Spielklasse Oberösterreichs spielten wir dann bis 2019 als WSC Hertha Wels."

Warum kam es schließlich zur Auflösung?

„Weil wir immer weniger Spielerinnen zur Verfügung hatten. Keine durfte mehr krank werden, wir durften keine Verletzung riskieren, wir hatten keine Austauschspielerin mehr, da zog der Verein die Notbremse, auch, weil es gegenüber den Liga- Konkurrentinnen unfair gewesen wäre“.

In Kematen fandest Du eine neue fußballerische Heimat, wie kam es dazu?

„Von der Auflösung des Welser Teams erfuhren die dortigen Vereinsfunktionäre, die ohnehin nach dem Meistertitel 2018 in der Frauenklasse und Aufstieg in die Landesliga auf der Suche nach Verstärkungen waren. Zu Sechst wollten wir zusammenbleiben, Theresa Fischer, Stefanie Podaril, Katharina Wunsch, Victoria Fuchs, Carina Kaltenböck und ich übersiedelten nach Kematen. Dort wurden wir als willkommene Ergänzung positiv aufgenommen“.

Was ist für Dich das Besondere an diesem Verein?

„Den Mädchen und Frauen wird hier viel geboten, beginnend von der MHL über die 1 b bis zum A-Team werden sie in den verschiedenen Stufen erfasst. Die Jugendförderung wird großgeschrieben, ein engagiertes Trainerteam ist mit immer neuen Ideen am Werk und mit viel Spass und Freude wird intensiv gearbeitet. Teambuilding steht weit oben, auch für Fans und Unterstützer lässt man sich immer wieder etwas einfallen, der Zusammenhalt wird sorgsam gepflegt und jeder trägt seinen Part dazu bei“.

Wolltest Du je zu einem höherklassigen Verein wechseln?

„Abgesehen davon, dass keiner an mich herantrat, ich denke: nicht, weil ich immer sehr gerne im jeweiligen Team war, Verbundenheit und Vereinstreue sind mir sehr wichtig und es sind ja auch viele Freundschaften entstanden“.

Deine besten Mit- oder Gegenspielerinnen?

„Da gab es jeweils eine ganz große Zahl, ich hatte das Privileg, mit Super-Fußballerinnen zusammen zu spielen, aber auch gegen exzellente Kickerinnen anzutreten. Von allen konnte ich profitieren!“

Bist Du von schweren Verletzungen verschont geblieben, nahm die Härte der Gegenspielerinnen zu?

„ Mit Ausnahme von Bänderverletzungen im Knöchel und einem lädierten Ellbogen bin ich immer gut durchgekommen. Zum 2. Teil Deiner Frage: jede versucht, an den Ball zu kommen, solange keine Verletzungsabsicht dabei ist, ist es okay, ich denke nicht, dass die Härte gesteigert wurde, sondern das körperbetonte Spiel!“

Welche positiven Veränderungen siehst Du im o.ö. Frauenfußball in den letzten 25 Jahren?

„Frauenfußball wird immer populärer, dazu haben auch die TV-Übertragungen von WM und EM beigetragen, die es jetzt auch in Österreich und Oberösterreich gibt, die mediale Berichterstattung hat enorm zugenommen. Immer mehr Mädels interessieren sich für den Fußball und erhalten auch immer mehr Möglichkeiten, teilzunehmen. Auch außerhalb des Sportplatzes werde ich von Menschen angesprochen, die mir begeistert von Matchbesuchen berichten, wie schön das Spiel anzusehen gewesen sei usw…".

Was sind Deiner Meinung nach die Ingredienzien für eine erfolgreiche Mannschaft?

„Wir lernen jeder von jeder, haben verschiedene Stärken und wenn die in die Waagschale geworfen werden, ist das eine gute Basis. Die Routine und Erfahrung der älteren Spielerinnen, gepaart mit der Flexibilität der Jugend und ihrer Dynamik, ergeben eine gute und erfolgreiche Mischung“.

Wäre in Zukunft für Dich der Eintritt in eine Trainerinnen-Funktion denkbar?

„Derzeit nicht, aber eine Prognose möchte ich wegen der Unsicherheit nicht abgeben!“

Wäre für Dich eine Profi-Karriere verlockend gewesen?

„Für mich war immer die größte Freude, Fußball zu spielen, finanzielle Überlegungen haben keine Rolle gespielt. Das ist eine Leidenschaft und das Schönste daran ist, mit Freundinnen ein gemeinsames Ziel ansteuern und Erfolg zu haben.“

Was sind Deine größten Wünsche für die nächste Zeit?

„Dass sich unsere Mannschaft mit den jungen Spielerinnen so entwickelt, dass wir die uns gesteckten Ziel erreichen und nach der Saison ein zufriedenes Kalkül ziehen können. Wenn damit eine bessere Platzierung als in der Vorsaison verbunden ist, nehmen wir das natürlich gerne an (schmunzelt)."

Vielen herzlichen Dank, dass Du meine Fragen so geradeheraus beantwortet hast, ich wünsche Dir und Deinem Team, dass Ihr gemeinsam noch geraume Zeit erfolgreich sein könnt!

Helmut Pichler