Frauen in OÖ

Union Pettenbachs Frauenteam setzt beim totalen Neustart auf die Youngsters!

Nach einem sportlichen „Seuchenjahr“ 2020/21 zog Frauen-Landesligist Union Pettenbach die „Notbremse“ und stieg aus „freien Stücken“ in die Frauenklasse Süd/West ab. Ligaportal erfuhr vom sportlichen Koordinator Ing. Manfred Feichtinger die detaillierten Gründe für den Rückzug und wollte die Zielsetzung für die nächsten Saisonen erkunden:

 

Manfred, warum genau habt Ihr das Frauenteam aus der Landesliga zurückgezogen?

„Weil wir praktisch die Hälfte unseres Kampfmannschafts-Kaders einbüßten, vorwiegend wegen schwerer, langwieriger Verletzungen und auch wegen Wohnsitzverlegungen. So übersiedelte z.B. unsere langjährige Kapitänin Zorn aus privaten Gründen nach St. Pölten. Unser Kader für 2020/21 war natürlich auch schon knapp besetzt und einige verletzungsbedingte Ausfälle datieren auch schon aus der Vergangenheit. Außerdem wirkte sich auch Corona nachteilig aus, weil sich einige Spielerinnen den Stress der Auflagen nicht antun wollten. Da habe ich die allerdings eine kleine Hoffnung, dass diese Spielerinnen nach dem Wegfall der Einschränkungen wieder bei uns mitmachen“.

Wie hat der Verein auf den freiwilligen „Abstieg reagiert, genießt Ihr weiterhin die volle Unterstützung beim Spitzenverein der Männer- Landesliga-West?

„Als es danach aussah, dass wir nicht einmal mehr 1 komplette Mannschaft aufstellen können, war die Tendenz zur Auflösung da. Ich habe dem Verein erklärt, dass wir aber „zur Auflösung zu viel und für die Landesliga zu wenig“ Spielerinnen haben. Die Mädels haben mich inständig gebeten, diesen „worst case“ zu verhindern und so haben wir begonnen, wieder Spielerinnen, auch durch „Mundpropaganda“, zu requirieren. Ich habe etliche Einzelgespräche geführt und Gott sei Dank kam uns der Umstand zugute, dass wir jahrelang für einen „Unterbau“ an Talenten gesorgt haben. So jagen im Moment 45 Spielerinnen, einschließlich unserer Jüngsten im Training der Kugel nach. Damit wird die Geschichte des Frauenfußballs bei uns mit voller Unterstützung des Vereins weitergeschrieben“.

Du hast nach dem Abgang von Florian Rauch welche Funktion übernommen?

„Flo“ sah in der Fortsetzung nicht mehr viel Sinn, wir haben uns aber freundschaftlich getrennt und sind weiter in gutem Kontakt. Die Agenden haben wir jetzt auf mehrere Köpfe aufgeteilt, Annika Dopona hat seit Samstag die UEFA-B-Lizenz und fungiert als Cheftrainerin, wenn sie selbst spielt, vertrete ich sie bei den Spielen, ich organisiere den übrigen Bereich, Sportstudentin Maria -Elisabeth Hageneder ist für das Kraft-Training zuständig“.

Mit der Erfahrung aus 139 Spielen ( 82 Tore!) möchte Spielertrainerin Annika Dopona mit der neu strukturierten Elf in der Frauenklasse Fuß fassen!

Wie groß ist der Aderlass an erfahrenen Spielerinnen, füllst Du mit dem tüchtigen Nachwuchs auf?

„Der Schwund ist ziemlich ausgiebig, denn derzeit können wir nur auf 3-4 Mannschaftsstützen für die KM zurückgreifen.Aus der Mädchen-Hobby-Liga-Team (MHL) ziehen wir „ältere“ Akteurinnen hoch, in der MHL selbst stellen wir trotzdem eine Abordnung , auch wenn dort nur etwa 4-5 Spielerinnen über dementsprechende Spielpraxis verfügen. Sehr erfreulich ist die Trainingsbeteiligung seit dem Mai, auch bei den Jüngsten, den gestern haben z.B. für unsere U12-Mannschaft 20 Mädchen trainiert.

„Mit Feuereifer am Ball: früh übt sich, wer ins Trikot der Kampfmannschaft schlüpfen möchte!

Gibt es außerdem Zugänge für Euch?

„Ja, aber ohne Kampfmannschaftserfahrung, zum Teil echte Anfängerinnen, aber wir freuen uns über jeden motivierten Zugang.“

Kehrt Sarah Novak zu Euch zurück oder versucht sie ihr Glück in der 2. Frauen-Bundesliga?

„Sarah wird trotz ihrer starken beruflichen Auslastung leihweise eine weitere Saison beim Zweitligisten SV Fenastra Krenglbach bleiben“.

Deine Zielsetzung in den nächsten Saisonen?

„Oberstes Ziel ist für mich, wieder Homogenität in die Mannschaft zu bringen, weil wir im Moment eher „zusammengewürfelt “sind, ich möchte es schaffen, dass wir wieder eine geschlossene Einheit bilden. Resultate und Platzierungen stehen nicht im Vordergrund, wenn es uns gelingt, uns spielerisch von der ersten Begegnung im August bis zum Saisonende 2022 zu steigern, bin ich zufrieden.

Heuer hätte ein Trainingslager durch die Rahmenbedingungen noch nicht sehr viel Sinn, zur Teambildung werden wir einen Ausflug zu einem Testspiel nach Eugendorf Ende Juli für einen „Gemeinschaftstag“ nützen“.

 

Mit frischen Kräften wollen die Mädels aus Pettenbach wieder den Blick nach vorne richten! (alle (Fotos: Manfred Feichtinger)

In welche Richtung entwickelt sich der Frauenfußball in OÖ generell in den nächsten Jahren?

„In den letzten Jahren sind die finanziellen Möglichkeiten leider fast allein entscheidend in den Vordergrund getreten. Wenn nun die Projekte von Großklubs überhandnehmen und dabei jeweils die besten Spielerinnen einzelner Mannschaften „abgeschöpft“ werden, wird darunter die Motivation der übrigen Teamkolleginnen leiden und die Kader werden „ausgedünnt" werden. Konsequenz ist die Aufgabe von Mannschaften und auf längere Sicht wahrscheinlich das „Out“ für den Frauenfußball insgesamt“.

Zum Abschluss Deine EM- Prognose?

„Italien erscheint mir zwar nach wie vor als das spielstärkste Team, aber England könnte mit dem Heimvorteil den ersten EM-Titel durch Kane und Co. schaffen!

Vielen Dank für Dein wie immer fundiertes Statement und ganz viel Glück beim Neubeginn, Euch gelang schon einmal ein "Höhenflug"!

Dr. Helmut Pichler