Heute, vier Tage nach meiner Rückkehr aus dem glühend heißen Andalusien kann ich mir lebhaft vorstellen, wie in den Fanzonen und vor den TV-Geräten, in den Hotels und daheim die Spanier gebangt, gekocht und letztlich gefeiert haben. Bangen mussten Sie um ihre Supertruppe, weil die Holländer anfangs versucht hatten, die Spanier aus den Schuhen zu klopfen. Was Howard Webb als Schiedsrichter da nicht ahndete, reicht für einige Spiele, die er zum Nachdenken von der FIFA-Liste gestrichen gehörte. Auch die Ungerechtigkeiten mit gelben Karten für Ballwegschießen gegen Spanien, aber keine Gelbe für Robben für dasselbe Delikt, weil der schon Gelb hatte, sind nicht zu verzeihen.
Deshalb werden auch 40 Millionen Spanierinnen und Spanier ganz schön gekocht haben. Im gestern Abend 46 Grad heißen Sevilla freute man sich dagegen über den Einsatz von “Jesus”, der Impulse über die rechte Seite setzte.
Dann der bewegende Moment nach dem verdienten Tor für Spanien. Iniesta riss sich das Trikot vom Körper, darunter trug er eines, das seinem verstorbenen Freund von Espanyol Barcelona gewidmet war. Die Gelbe für Iniesta geht in Ordnung, er jubelte in beeindruckender und für FIFA-Granden halt leider zu übertriebener Weise. Aber Iniesta wird die Gelbe angesichts des Titels verschmerzen. Was Casillas hielt, was Robben versemmelte und mit zwei tollen Distanzschüssen Pech hatte – das Match bot trotz der unschönen orangen Härte auch seine Hochspannungseffekte.
Heute werden die Spanier die nächste Hürde zu meistern haben. Wer gestern den käseweißen Casillas beim Heulen nach dem Titelgewinn beobachtete, der kann sich vorstellen, was ihm und seinen Kumpels heute blüht, wenn sie in Madrid aus dem kalten südafrikanischen Winter kommend im glutheißen Madrid landen: Ein heißer Tanz unter heißblütigen Landsleuten. Wenn sie aus dem Flieger steigen, werden sie die Hitze wie eine schallende Ohrfeige mitten ins Gesicht empfinden. Dann aber werden die Dämme brechen. Die Weltmeister werden von ihren Landsleuten begrüßt, sie werden weiße Tücher und ihre Nationalflaggen schwenken. Die Spanier werden Gas geben wie nie zuvor, obwohl ich sie in meinen zwei Urlaubswochen im jetzigen WM-Land als sehr anständige Fans kennen- und schätzengelernt habe. Meine Spanier im Hotel waren nie gegenüber anderen “Fans” unfair, hielten sich gastfreundlich zurück. Und wenn ich mich als aus “Austria, nicht Aleman” kommend outete, war ich auch schon herzlich in ihrer Mitte aufgenommen. Gratulation nach Spanien. Den Erfolg habt ihr Euch redlich verdient.
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